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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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XVIII.I.IV. Gespräch mit dem Belgra<strong>der</strong> Bürgermeister a. D. Prof. <strong>Dr</strong>. Zoran<br />

Djindjic. Belgrad, 24. Oktober 1997 1918 :<br />

• Wie würden Sie die Entwicklung Jugoslawiens seit Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre<br />

bis 1995 analysieren?<br />

„Im Zuge des jugoslawischen Zerfallsprozesses hat sich die gesamtjugoslawische<br />

Bundesarmee von allen gemeinsamen Staatsinstitutionen am langsamsten<br />

aufgelöst. In <strong>der</strong> Armee existierte ein sehr harter Kern an Leuten, die an einem<br />

gemeinsamen Jugoslawien festhalten wollten. <strong>Die</strong> Armee war ein Son<strong>der</strong>fall, da es<br />

in ihr einen überdurchschnittlich hohen Anteil an überzeugten Kommunisten gab.<br />

Daher sah sich die Armee in <strong>der</strong> ersten Kriegsphase als Verteidigerin Jugoslawiens,<br />

da sie meinte, den Kommunismus zu verteidigen. So wirkte auch Milosevics Trick,<br />

sowohl Kommunismus als auch Nationalismus vorzutäuschen. In <strong>der</strong> Tat war und ist<br />

er we<strong>der</strong> Kommunist noch Nationalist.<br />

Während <strong>der</strong> Auflösung Jugoslawiens sind die Reste <strong>der</strong> bewaffneten Einheiten und<br />

die Kommandostrukturen <strong>der</strong> JNA dageblieben, wo die vermeintliche neue Grenze<br />

Großserbiens sein würde. <strong>Die</strong>se nunmehr rein serbische Armee konnte zwar keinen<br />

Krieg offensiv gewinnen, konnte aber Städte in Kroatien und Bosnien mit ihren<br />

zahlreichen schweren Waffen sehr lange belagern. <strong>Die</strong> serbischen Kräfte haben<br />

einfach losgeschossen und haben gegen ihre schlecht ausgerüsteten Gegner in den<br />

1918<br />

“Ich bin ein Demokrat, ich gehöre <strong>der</strong> europäische Kultur an, ich schau<strong>der</strong>e vor Asien, vor allem<br />

Despotischen”, sagte Zoran Djindjic einmal. Als Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Demokratischen Partei setzte er sich<br />

für die Ideen <strong>der</strong> bürgerlichen Demokratie ein. Noch 1988 hatte er die Albaner im Kosovo unterstützt<br />

und sich dem aufkommenden Nationalismus wi<strong>der</strong>setzt. Der steile politische Aufstieg von Djindjic hatte<br />

1994 begonnen, als er den damaligen Präsidenten <strong>der</strong> Demokratischen Partei, <strong>Dr</strong>agoljub Micunovic,<br />

an <strong>der</strong> Spitze ablöste, weil dieser “ungenügend die nationalen Interessen <strong>der</strong> Serben” berücksichtigt<br />

habe. In dem Augenblick, in dem Slobodan Milosevic angefangen hatte, den Friedensbringer zu<br />

spielen und mit <strong>der</strong> internationalen Gemeinschaft zu kooperieren, war in Djindjic plötzlich sein<br />

“nationales Bewußtsein” erwacht. Er unterstützte offen die Führung <strong>der</strong> bosnischen Serbenn, denn “in<br />

turbulenten Zeiten, in denen Staaten auseinan<strong>der</strong>fallen, muß man den Serben helfen, keine bedrohte<br />

Min<strong>der</strong>heit in einem an<strong>der</strong>en Land zu bleiben.” Selbst seine Anhänger werfen ihm daher jetzt<br />

bosweilen vor, er sei übertrieben pragmatisch, was ihm langfristig schaden werde. “Ich bin kein<br />

Pragmatiker”, entgegnet Djindjic, “denn dann wäre ich nur ein Technokrat. Ich habe aber gewisse<br />

Visionen - in die ungelöste Problematik <strong>der</strong> nationalen Frage, des Staates, <strong>der</strong> Wirtschaft, in die<br />

Vorurteile <strong>der</strong> Bevölkerung bringe ich ein neues Element <strong>der</strong> europäischen demokratischen Tradition<br />

hinein. (...) Heute kann in Serbien kein Politiker, keine Partei von einer Mehrheit träumen, wenn sie<br />

keine ausgeprägten nationalen Zug hat. Kosmopolitismus kann hier die Emotionen <strong>der</strong> Menschen nicht<br />

befriedigen, ebensowenig wie in europäischen Län<strong>der</strong>n.” Der Standard, 27. November 1996. S. 28<br />

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