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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Jedenfalls, und das ist das Signifikante an einem Krieg in Europa Ende des 20.<br />

Jahrun<strong>der</strong>ts, bewegt sich <strong>der</strong> bosnische Krieg bereits seit Ende Mai 1992 - als sich<br />

die kroatischen und moslemischen Truppen militärisch weitgehend konsolidieren, im<br />

wesentlichen auf Stellungskrieg-, Stoßtrupp- und Patrouillen-Niveau. Schon 1992<br />

werden die serbischen Einheiten in Bosnien überwiegend in Schach gehalten und<br />

stellenweise sogar zurückgedrängt. 1884 Bis auf minimale Verschiebungen <strong>der</strong> Fronten<br />

wird sich dies über drei Jahre praktisch nicht än<strong>der</strong>n - wie an <strong>der</strong> Westfront im I.<br />

Weltkrieg. Auch im Frühjahr 1995 spielt sich <strong>der</strong> Konflikt auf einem niedrigen<br />

strategischen und taktischen Niveau ab. <strong>Die</strong> Serben können nach wie vor davon<br />

profitieren, daß die ABiH zu größeren Vorstößen in das serbische Hinterland o<strong>der</strong><br />

zur Einnahme von Städten trotz zweifellos verbesserter Ausbildung, Strategie und<br />

Taktik (noch) nicht in <strong>der</strong> Lage ist. Trotz wesentlich erhöhter Schlagkraft und<br />

überlegener Mannstärke wirkt sich vor allem das Defizit im Bereich <strong>der</strong> schweren<br />

Waffen nach wie vor stark zuungunsten <strong>der</strong> Moslems aus. 1885<br />

Das ist das wirklich Bemerkenswerte an dieser Auseinan<strong>der</strong>setzung: Kein High-<br />

Tech-Einsatz wie noch kurz zuvor von den Amerikanern am Golf, keine<br />

strategischen Luftangriffe, keine konzentrierten Panzerangriffe - son<strong>der</strong>n<br />

eingefrorene Fronten Marke I. Weltkrieg, aber im Gegensatz zu den Sturmangriffen<br />

auf die feindlichen Gräben 1914 bis 1918 durch die geringe Kampftätigkeit kaum<br />

Opfer an <strong>der</strong> Front. Denn kaum eine Seite kann und will sich zuviele Opfer leisten.<br />

Keine Seite ist nämlich stark genug, den Befreiungsschlag zu führen und begibt sich<br />

militärisch in die Warteposition, sieht zu, was die an<strong>der</strong>en tun und läßt den Gegner<br />

kommen. Das spart Blut, wie es heißt. Und inzwischen konzentrieren sich die<br />

politischen und <strong>militärischen</strong> Spitzen je<strong>der</strong> Seite in Wahrheit mehr darauf, die<br />

gehaltenen Gebiete möglichst umfassend von den an<strong>der</strong>en Volksgruppen zu<br />

„säubern“, wirtschaftlich auszubeuten und zu einem nationalistischen Bollwerk<br />

auszubauen. Das ist auf serbischer Seite in Nord- und Ostbosnien, bei den Moslems<br />

supply and communications lines, and poorly trained troops pressed into service. The shortcomings<br />

didn’t seem to matter so long as the Bosnian Serbs’ heavy weapons kept the throughly outgunned<br />

Bosnian government forces boxed in on the defensive. Almost unnoticed, however, the deficiencies<br />

began to tell when Milosevic, looking for a negotiated solution, withheld his political and material<br />

support from the Bosnian Serbs. Military stalemate, debilitating for any army, took a toll as well: in<br />

recent months reports of war weariness, low morale and lax discipline cropped up with increasing<br />

frequency. Inept officers were drinking when they should have been training their troops...” Michael<br />

Williams vom IISS bestätigt die Einschätzung MacKenzies: “...the Bosnian Serb army was overrated<br />

then.” Time, October 2, 1995. S. 22<br />

1884 Malcolm, Geschichte Bosniens. S. 279<br />

1885 Neue Zürcher Zeitung, 2. Mai 1995. S. 2<br />

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