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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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das deutsche Volk zur Akzeptanz zu zwingen, hätte man sie mit einem so starken<br />

<strong>militärischen</strong> Gegengewicht konfrontieren müssen, daß die Deutschen zumindest für<br />

den Zeitraum einer Generation nichts hätten tun können, um den Vertrag zu<br />

revidieren, etwa so wie Bismarck die Franzosen nötigte, die Nie<strong>der</strong>lage von 1871 zu<br />

akzeptieren, indem er verhin<strong>der</strong>te, daß sie Bündnispartner gewännen.“ 1798<br />

Und in Jugoslawien selbst hatte die Geschichte allein im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t gezeigt,<br />

dass vergangene und nicht verarbeitete Kriege Generationen später wie<strong>der</strong><br />

ausgefochten werden. Viele Aktionen und Aussagen im Verlauf <strong>der</strong> gesamten<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung in den 90er Jahren sind gekenzeichnet vom Rachemotiv für<br />

längst vergangene Taten und Ereignisse, da allein die innerjugoslawischen Konflikte<br />

während des I. und des II. Weltkrieges we<strong>der</strong> vom SHS-Staat noch von Tito-<br />

Jugoslawien aufgearbeitet worden waren bzw. keine Balance und kein Ausgleich<br />

zwischen den Republiken, die im Krieg zuvor oft auf verschiedenen Seiten<br />

gestanden waren, zustande gekommen war. <strong>Die</strong> Folge: Alle waren unzufrieden<br />

gewesen und es war eine Frage <strong>der</strong> Zeit gewesen, wann sich diese Emotionen in<br />

neuen bewaffneten Auseinan<strong>der</strong>setzungen entladen würden, wenn man sie<br />

schürt. 1799 Das sollte nun vermieden werden. Kurz - gefor<strong>der</strong>t war ein kühler,<br />

realpolitisch umsetzbarer Ansatz, <strong>der</strong> die Kriegsparteien daran hin<strong>der</strong>n sollte,<br />

einan<strong>der</strong> in absehbarer Zeit wie<strong>der</strong> anzufallen. Und die USA unter <strong>der</strong> Führung<br />

Holbrookes sind gewillt, dies unter allen Umständen durchzusetzen.<br />

Vor dem eigentlichen Beginn <strong>der</strong> Verhandlungen am 1. November sind noch einige<br />

Hin<strong>der</strong>nisse zu überwinden und Fragen zu klären. Tatsache ist aber zweifellos, dass<br />

die Europäer, auch wenn sie im Rahmen <strong>der</strong> Kontaktgruppe formal dabei sein<br />

dürfen, bei den Verhandlungen keine wirkliche Rolle spielen und auf die<br />

Informationen durch die Amerikaner angewiesen sein würden. Beson<strong>der</strong>s kritisch ist<br />

Holbrooke dabei gegenüber Frankreich. Er wirft dem Kommandanten <strong>der</strong> UN-<br />

Truppen am Balkan, <strong>der</strong> bekanntlich von Paris gestellt wird, Sympathien für die<br />

Serben vor. „<strong>Die</strong>ser Vorwurf ist Holbrookes Begründung, weshalb er und sein Team<br />

die Europäer überhaupt nicht konsultierten und die Verhandlungen allein führten. In<br />

<strong>der</strong> Folge waren die Spannungen zwischen <strong>der</strong> EU und den an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Bosnien-Kontaktgruppe sehr hoch.“ 1800 Bereits vor den Verhandlungen sind die<br />

Europäer somit eher mehr als weniger zu Statisten und Beobachtern degradiert.<br />

Wichtiger ist daher, den Blick primär auf die inneramerikanisch offenen Fragen und<br />

1798<br />

Ebenda. S. 9<br />

1799<br />

Hatte man zu Beginn <strong>der</strong> bewaffneten Auseinan<strong>der</strong>setzung im ehemaligen Jugoslawien vor allem<br />

mit älteren Menschen aller ethnischen und religiösen Gruppen gesprochen, so hatten viele erklärt, sie<br />

hätten gewußt und befürchtet, dass nach dem Tod Titos wie<strong>der</strong> ein Krieg kommen würde.<br />

1800 Busek, Österreich und <strong>der</strong> Balkan. S. 157<br />

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