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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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zweifelhafte Quellen benutzt und ein bißchen geschätzt. Ein Problem <strong>der</strong> gesamten<br />

Balkan-Berichterstattung, das von manchen schon zuvor erkannt worden war. „Wenn<br />

man also selbst keinen Einblick bekommt, kann man sich nur auf die Berichte von<br />

Flüchtlingen, von Vertriebenen, von entlassenen o<strong>der</strong> geflohenen Lagerinsassen<br />

stützen. <strong>Die</strong> Frage ist nur, ob man diese Berichte und Aussagen ungeprüft<br />

übernimmt, o<strong>der</strong> ob man sie erst veröffentlicht, wenn man sie anhand von Aussagen<br />

an<strong>der</strong>er Flüchtlinge aus <strong>der</strong> betreffenden Gegend überprüft hat. O<strong>der</strong> auch aufgrund<br />

von Berichten, zum Beispiel <strong>der</strong> UN-Blauhelme, falls es dort solche gegeben hat<br />

o<strong>der</strong> gibt. Und diese Überprüfungen sind oft sehr mühselig und langwierig.“ 1053<br />

Das Internationale Rote Kreuz jedenfalls spricht nach dem Fall Srebrenicas einmal<br />

von 7.363 Männern, die im Juli 1995 verschwunden sind. 1054 Hier beginnt sich<br />

bereits die erste Frage aufzutun. Denn „verschwunden“ ist bekanntlich nicht<br />

gleichzusetzen mit „ermordet“. Jemand, <strong>der</strong> „verschwunden“ ist, kann lediglich<br />

ermordet worden sein, jemand, <strong>der</strong> ermordet ist, kann verschwunden sein o<strong>der</strong> nicht.<br />

<strong>Die</strong>s wird zu einer <strong>der</strong> Schlüsselfragen werden. Der nächste bemerkenswerte Punkt<br />

ist, dass die moslemischen Behörden, die ja jedes Interesse haben müssten, die<br />

Zahl an „Verschwundenen“ so weit wie moeglich in die Hoehe zu schreiben, kurz<br />

nach <strong>der</strong> Einnahme noch im Juli nur von 6.800 Männern sprechen, die aus<br />

Srebrenica “fehlen”. 1055 Offenbar sind die Behörden enttäuscht, als mehr Leute<br />

herauskommen, als erwartet, wie Ibran Mustafic, Abgeodneter zum fö<strong>der</strong>alen und<br />

gesamtbosnischen Parlament, Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> SDA in Srebrenica und Gefangener <strong>der</strong><br />

Serben nach dem Fall <strong>der</strong> Stadt, aussagt: „Present attitude of the authorities towards<br />

those people is enough to convince me that the authorities expected that the number<br />

of the survivors would be smaller; it seems that the number of survivors is too high<br />

for their calculations.“ 1056 Gemessen an den 6.800 Männern <strong>der</strong> moslemischen Seite<br />

ist die Belgra<strong>der</strong> Zeitung “Vecernje novosti” ja sogar „moslemfreundlicher“, was die<br />

Zahl betrifft. Sie berichtet als erstes serbisches Medium, die VRS hätte nach <strong>der</strong><br />

Einnahme Srebrenicas mehr als 8.000 Moslems, allesamt jedoch<br />

Regierungssoldaten, was sicher nicht zutrifft, gefangengenommen. 1057 Aber selbst<br />

wenn die Zahl sicher zu hoch gegriffen ist, heißt dies noch lange nicht, dass die<br />

„Verschwundenen“ sofort tot sein müssen. Auch die Aussage Mustafics gegenüber<br />

1053 Wolfgang Libal, Glanz und Elend <strong>der</strong> Bosnien-Berichterstattung. In: Europäische Rundschau,<br />

Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, 22. Jahrgang, Nummer 94/2. S. 49<br />

1054 Der Spiegel 50/1998. S. 186<br />

1055 Report of the Secretary-General pursuant to General Assembly Resolution 53/35<br />

1056 Presidency and Army command sacrificed Srebrenica. Interview, Slobodna Bosna, Sarajevo, 14.<br />

Juli 1996<br />

1057<br />

APA 180, 17. Juli 1995<br />

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