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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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IX. <strong>Die</strong> „Endgame-Strategy“ - US-Sicherheitsberater planen das<br />

Ende eines Krieges in Europa (Mai - August 1995)<br />

„In Bosnien hatten wir es mit einem Konflikt zwischen Völkern zu tun, dessen<br />

Ursprünge tausend Jahre zurücklagen. Es ging um die grundlegende und<br />

folgenschwere Entscheidung, ob wir in diesen Krieg eintreten wollten o<strong>der</strong> nicht“ 751 ,<br />

hatte Colin Powell noch in seiner Funktion als US-Generalstabschef in <strong>der</strong><br />

Administration Bush Sr. schon in <strong>der</strong> Anfangsphase des Krieges in Bosnien<br />

festgestellt. Und er wird über Jahre mit dieser Mischung aus historischer<br />

Fehleinschätzung des realen Konflikt-Backgrounds und Unsicherheit über den<br />

aktuellen US-Approach dazu in den Staaten nicht allein sein. <strong>Dr</strong>ei Jahre hindurch<br />

hatten sich die USA nicht zu einem unmittelbaren Eingreifen im ehemaligen<br />

Jugoslawien entschliessen können, um eine Lösung des Konfliktes<br />

herbeizuführen. 752 <strong>Die</strong> aus Sicht <strong>der</strong> Amerikaner unüberschaubare Lage am Balkan,<br />

die Erfahrungen aus <strong>der</strong> weiteren (Vietnam) und <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit<br />

(Somalia 753 ), das öffentliche Meinungsbild 754 und <strong>der</strong> Unwillen sowohl <strong>der</strong> Bushsowie<br />

das Selbstverständnis <strong>der</strong> Clinton-Administration, hatten dabei bisher die<br />

751 Colin Powell, Mein Weg (München 1997) 583<br />

752<br />

<strong>Die</strong> Frage Bosnien ist seit Frühjahr 1992 ständiges Thema auch auf höchster US-<br />

Regierungsebene. Clinton war gleich nach seinem Amtsantritt im Jänner 1993 mit dem Thema<br />

Bosnien an Powell herangetreten, wie dieser berichtet: „[Clinton] fragte mich nach meiner Meinung zu<br />

Bosnien und erkundigte sich nach <strong>der</strong> Möglichkeit, die Situation aus <strong>der</strong> Luft zu beeinflussen, mit<br />

einem nicht allzu schweren Angriff. Da war sie wie<strong>der</strong>, die populäre Lösung des Luftschlages mit ihrem<br />

humanitären Touch. Bloß keinem wehtun. ‚Unwahrscheinlich‘, sagte ich, versprach dann aber, die<br />

Sache von meinem Stab prüfen zu lassen. Ich wollte nicht schon bei <strong>der</strong> ersten Begegnung als<br />

Neinsager dastehen.“ Powell, Mein Weg. S. 587<br />

753<br />

Es ist allgemein bekannt und nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß zahlreiche führende amerikanische Militärs<br />

noch 1995 die toten und verwundeten US-Kräfte aus dem Somalia-Einsatz vor Augen haben, als es<br />

um ein mögliches militärisches Eingreifen in Bosnien geht. Auch hatten die Bil<strong>der</strong> von toten US-<br />

Soldaten, die durch die Straßen von Mogadishu geschleift worden waren, verheerende mediale Folgen<br />

für den „Friedenseinsatz“ <strong>der</strong> Amerikaner gehabt.<br />

754<br />

Noch im Juni 1995 glauben 64 Prozent <strong>der</strong> befragten Amerikaner, daß die USA keine<br />

Verantwortung zum Eingreifen in Bosnien hätten. Gleichzeitig meinen 71 Prozent, daß die USA<br />

Friedenstruppen unterstützen sollten, wenn diese attackiert würden. „While popular opinion thus<br />

placed little pressure on Western policymakers to act, the intensity of media coverage of developments<br />

in Bosnia did.“ Ein eindeutiges Indiz, wie indifferent und wenig tiefgehend das Bild von den möglichen<br />

Interventionsoptionen <strong>der</strong> USA in Bosnien zu diesem (entscheidenden) Zeitpunkt sind. Burg, Shoup,<br />

The war in Bosnia-Herzegovina. S. 163 - 164<br />

199

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