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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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den Krieg. 1391 Um eine wirkliche Intervention gegen die Serben, von denen kein<br />

freiwilliges Einlenken zu erwarten ist, zu starten, und für die nun praktisch alle<br />

Weichen gestellt sind, braucht man einen Vorwand, einen Anlaß. Und <strong>der</strong> kommt<br />

bald.<br />

Am Morgen des Montag, 28. August explodiert eine einzige 120mm-Werfer-<br />

Granate 1392 am Markale-Marktplatz in Sarajevo, tötet 37 Menschen und verwundet<br />

ungefähr 40 an<strong>der</strong>e. 1393 „Rescue workers and the Police rapidly appeared on the<br />

scene. (...) Markale was already a symbol.“ 1394 Wie Carl Bildt damit richtig sagt, war<br />

Markale bereits seit dem Anschlag vom Februar 1994 bekannt und ein Symbol für<br />

die vermeintliche Brutalität <strong>der</strong> bosnischen Serben gegenüber Zivilisten. Aber<br />

Granaten schlagen täglich ein in Sarajevo, for<strong>der</strong>ten manchmal mehr und öfters<br />

weniger Opfer - soweit nichts Neues. <strong>Die</strong>se Granate aber wird Geschichte schreiben.<br />

Der Fall beginnt erst jetzt wirklich interessant zu werden. Nämlich mit dem Fakt, wie<br />

schnell Hilfskräfte, Polizei und vor allem Kamerateams auf <strong>der</strong> Szene auftauchen -<br />

und was die Kameras vor die Linse bekommen. <strong>Die</strong> ungeschnittenen Original-<br />

Aufnahmen geben sind ein bemerkenswertes Zeugnis: Leichen liegen über 50 Meter<br />

weit verstreut auf <strong>der</strong> Straße und den Gehsteigen (rund zwei Blocks weit) und sind<br />

eindeutig von unterschiedlichen Verletzungen gezeichnet: ein älterer Mann war beim<br />

Vorbeifahren mit dem Moped getroffen worden, sein Kopf war aufgeplatzt und hatte<br />

beim Schlittern auf <strong>der</strong> Straße eine lange Spur gezogen, eine Frau liegt weitab allein<br />

und ist offenbar tot, ein Mann setzt sich inmitten einer Leichengruppe auf, sieht sich<br />

um und ist offenbar unverletzt, einem jungen Mann war <strong>der</strong> Unterarm abgerissen<br />

worden, er liegt auf einer Bahre, wird weggetragen und starrt offenbar im Schock<br />

seinen Armstumpf an, beim Nächsten ist <strong>der</strong> Unterschenkel weg und er wird offenbar<br />

tot in einen Wagen gelegt, ein weiterer Mann hängt vornüber auf einem<br />

Gehsteiggelände, die gesamte rechte Seite seines Rumpfes auf- und<br />

weggerissen. 1395<br />

Erwiesenermaßen (untrüglich, da einan<strong>der</strong> die Crews in <strong>der</strong> Situation bisweilen vor<br />

die Kamera kommen) sind drei Kamerateams bei Markale II gleich vor Ort und filmen<br />

mit ruhiger Führung und Zoom die Toten und Schwerverletzten. <strong>Die</strong> Sequenz wird<br />

aber offensichtlich in <strong>der</strong> Folge vor <strong>der</strong> Überspielung mit an<strong>der</strong>en alten Kratern und<br />

1391 Tanjug-Meldung, 19. August 1995. In: Permanent Mission of the Fe<strong>der</strong>al Republic of Yugoslavia to<br />

the United Nations (Hg.), Yugoslav Daily Survey. August 20, 1995. S. 3<br />

1392<br />

Time, September 11, 1995. S. 30<br />

1393<br />

News Digest for August 1995/Keesing’s Record of World Events. 40690<br />

1394 Bildt, Peace Journey. S. 92<br />

1395 Der Autor hatte Gelegenheit, gemeinsam mit dem Balkan-Experten Malte Olschewski die<br />

unveröffentlichten Aufnahmen im Detail zu studieren.<br />

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