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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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an vergewaltigten Frauen gibt es nach dem Krieg eine teils hitzige Debatte, an <strong>der</strong><br />

sich <strong>der</strong> Autor hier nicht beteiligen will. Gesagt sei nur, dass eine UN-<br />

Expertenkommission später 16.000 tatsächliche Fälle von Vergewaltigung<br />

identifiziert. Eine in kroatischen, serbischen und bosnischen Spitälern von Experten<br />

<strong>der</strong> Human Rights Commission durchgeführte Untersuchung über<br />

Vergewaltigungsopfer erbringt Beweise über ungefähr 12.000 Fälle, von denen <strong>der</strong><br />

Großteil von Serben begangen worden war. <strong>Die</strong> Experten <strong>der</strong> Kommission schätzen<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Vergewaltigungen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> schwangeren<br />

Vergewaltigungsopfer in den Spitälern. <strong>Die</strong> Zahl war eine vorsichtige Schätzung, die<br />

nur auf verfügbare Daten in ausgewählten Spitälern basiert. 1910 Exakte und<br />

stichhaltige Zahlen gibt es also nicht. Fest steht, je<strong>der</strong> Fall ist tragisch genug und<br />

wirkt persönlich und in <strong>der</strong> Nachkriegsgesellschaft weiter.<br />

Haben Männer und Frauen, wie man unschwer sieht, oft auf verschiedene Art unter<br />

den Kriegsfolgen zu leiden, so teilen ganze Familien, Gemeinden und Landstriche,<br />

egal, ob Männer o<strong>der</strong> Frauen, Alte o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, sehr oft ein Schicksal - sie sind<br />

vertrieben worden. Vielfach hatten sie zuvor noch mit ansehen müssen, wie ihr<br />

Lebenswerk, ein Haus, oft erbaut mit jahrzehntelang mit Gastarbeit im Ausland<br />

erspart, zerstört worden war. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> bosnischen Bevoelkerung muss<br />

heute an<strong>der</strong>swo als vor dem Krieg leben, 600.000 Serben gibt es nicht mehr in<br />

Kroatien, in Ostbosnien findet man praktisch keine Moslems, in Zentralbosnien fast<br />

keine Serben und in <strong>der</strong> Westherzegowina fast niemanden außer Kroaten mehr. <strong>Die</strong><br />

demo- und ehtnografischen Verschiebungen sind eklatant. Ganze Landstriche, die<br />

praktisch nie vom Krieg wirklich betroffen waren, wie Nordbosnien o<strong>der</strong> die<br />

Ostherzegowina sind von den Serben zumeist am umfassendsten von Moslems und<br />

Kroaten gesäubert worden. 1911<br />

Aus Sarajevo sind die meisten Serben verschwunden, nachdem Milosevic die Stadt<br />

in Dayton den Moslems überlassen hatte. <strong>Die</strong> Fortschritte, die bis heute bei <strong>der</strong><br />

Fluechtlingsrückfuehrung gemacht wurden, sind gering. Viele Menschen auf allen<br />

Seiten haben Angst, unter „fremde Herrschaft“ in ihre alte Heimat und damit oft an<br />

den Ort von Verbrechen zurückzukehren. Vielfach leben daher noch heute aus<br />

1910<br />

Burg, Shoup, The war in Bosnia-Herzegovina. S. 170<br />

1911<br />

<strong>Die</strong> Serben hatten in Bosnien traditionellerweise die rurale Bevölkerungsmehrheit gestellt und vor<br />

dem Krieg fast 60 Prozent des Landes bearbeitet. Daher war es manchen Betrachtern - abgesehen<br />

von <strong>der</strong> <strong>militärischen</strong> Überlegenheit über weite Strecken des Krieges - naheliegend erschienen, den<br />

Serben mehr Land als den an<strong>der</strong>en Kriegsparteien zukommen zu lassen. Summary of the Dayton<br />

Peace Agreement. Distributed at the request of the USA, REF.PC/707/95, 22 November 1995. English<br />

only<br />

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