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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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entscheidenden Rollen gespielt. Das sollte sich im Frühjahr 1995 mit den<br />

Näherrrücken des Präsidentenwahltermines än<strong>der</strong>n (müssen). Der Balkankrieg war<br />

schon lang zuvor nicht zuletzt wegen <strong>der</strong> verübten Menschen- und<br />

Kriegsrechtsverletzungen zu einem Faktum geworden, dem sich auch eine US-<br />

Regierung als von George Bush Sr. Selbsternannter „Weltpolizist“ und NATO-<br />

Leadnationstellen muß - will man dies o<strong>der</strong> nicht. 755<br />

Zum Verständnis <strong>der</strong> Lageentwicklung ist aber zuvor wie<strong>der</strong>um ein kurzer Rückblick<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Wie auch Ex-US-Außenminister James Baker später bestätigen wird,<br />

hatte sich die Bush-Administration auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong> mangelnden<br />

öffentlichen Unterstützung nie für ein direktes militärisches Eingreifen am Balkan<br />

entscheiden können. Und bekanntlich war das mangelnde Vertrauen <strong>der</strong> US-<br />

Bevölkerung in die Vietnampolitik ihrer Regierung in den 60er und 70er-Jahren eine<br />

<strong>der</strong> Hauptursachen gewesen „für das Trauma, das Vietnam für die USA bedeutet." 756<br />

Und dieses Trauma sitzt auch Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre noch tief. Eine Intervention am<br />

Balkan war damit aus Sicht <strong>der</strong> US-Regierung auch 20 Jahre nach dem Abzug aus<br />

Vietnam praktisch “politically untenable”. 757 Und man war davon ausgegangen, diese<br />

notwendige öffentliche Unterstützung auch in absehbarer Zeit nicht zu bekommen.<br />

Und warum daher das eigene gute Image als Sieger im II. Golfkrieg möglicherweise<br />

beschädigen in einem Land, das vielen Amerikanern nicht einmal geläufig ist? 758<br />

Gleichzeitig war schon die Bush-Administration bereits unter beträchtlichem <strong>Dr</strong>uck<br />

starker Proponenten <strong>der</strong> öffentlichen und vor allem <strong>der</strong> veröffentlichten Meinung<br />

gestanden, angesichts <strong>der</strong> Greueltaten doch “etwas zu tun”. <strong>Die</strong>s wird sich auch für<br />

755<br />

<strong>Die</strong> Frage, was hätte verhin<strong>der</strong>t werden können, hätte man bereits vor Ausbruch <strong>der</strong> Kämpfe<br />

eingegriffen, ist eine rein akademische und historisch nicht wirklich relevant. Wichtig ist, was<br />

tatsächlich passiert ist. Dennoch glauben auch Vertreter früherer Administrationen noch später, ein<br />

präventiver, gleichsam symbolischer Einsatz von Kräften hätte vor Kämpfen abgeschreckt: “(Caspar,<br />

RD) Weinberger himself admits that sometimes very limited responses may be adequate. He uses the<br />

example of Germany’s occupation of the Rhineland before World War II, where the use of a little force<br />

by the French might have prevented World War II.” Bert, The Reluctant Superpower. S. 15<br />

756<br />

Heeresgeschichtliches Museum/Militärwissenschaftliches Institut (Hg.), Militärgeschichte III. Der<br />

weltweite Krieg 1945-1983 (Wien 1981 - 1983) 140<br />

757<br />

David Callahan, Unwinnable Wars. American Power and Ethnic Conflict (New York 1998) 191<br />

758<br />

“The American public is not well informed about foreign languages, cultures or institutions. Isolated<br />

historically by oceans from the affairs of Europe and Asia, Americans exhibit a kind of provincialism<br />

that has not been erased by mo<strong>der</strong>n communications technology. At the same time, the United States,<br />

in large part due to its generous funding of higher education in the social sciences, humanities and<br />

area studies, has produced a small group of people who are well travelled and extremely<br />

knowledgeable in foreign languages, cultures and institutions.” Bert, The Reluctant Superpower. S. 92<br />

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