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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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kroatisch-moslemischen Truppen ‘entsprechen ungefähr dem (internationalen)<br />

Friedensplan’. Jedoch müßten einige Gebiete zurückgegeben werden, verlangte<br />

Milutinovic. (...) Der Belgra<strong>der</strong> Außenminister lehnte es ab, eine eventuelle<br />

Einnahme von Banja Luka durch die Truppen <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>ation als ‘casus belli’ zu<br />

betrachten, <strong>der</strong> eine Reaktion <strong>der</strong> serbischen Armee auslösen könnte. Zagreb und<br />

Sarajewo hatten die Einstellung <strong>der</strong> Kämpfe in Westbosnien angekündigt. Milutinovic<br />

sprach sich ferner gegen eine Teilung von Sarajewo aus. <strong>Die</strong> Stadt müsse die<br />

‘Hauptstadt <strong>der</strong> Moslems werden, um zu verhin<strong>der</strong>n, daß Teheran o<strong>der</strong> Ankara es<br />

werden’. Dagegen müsse die Umgebung Sarajewos, in <strong>der</strong> 120.000 Serben lebten,<br />

‘mit dem übrigen serbischen Gebiet verbunden’ werden. 1737 Damit spricht Milutinovic<br />

sehr deutlich aus, was Beobachtern seit längerem relativ klar ist. Milosevic setzt auf<br />

seine Rolle “as a broker for peace” - diese wird er nicht durch die Einmischung mit<br />

Truppen gefährden. “‘The bottom line is that Milosevic wants a deal;’ says a<br />

Pentagon official, referring to the part of the peace agreement that will end the U.N.<br />

sanctions...” 1738<br />

Und Milutinovic spricht auch mehr o<strong>der</strong> weniger offen aus, dass hinter den<br />

kontrollierten Gebietsverlusten <strong>der</strong> bosnischen Serben offenbar tatsächlich<br />

politisches Kalkül steht. Seit Anfang September hatten UN und NATO aufmerksam<br />

verfolgt, wie ABiH und HV/HVO „nahezu kampflos in serbisch kontrollierte Städte<br />

einfallen, sie erobern und gleich zu nächsten weiterziehen. <strong>Die</strong> Gründe für diesen<br />

Siegeszug sind, davon ist man im UNO-Haptquartier in Zagreb überzeugt, we<strong>der</strong> in<br />

den zweiwöchigen NATO-Luftangriffen noch in <strong>der</strong> Schlagkraft <strong>der</strong> bosnischen<br />

Armee zu suchen. <strong>Die</strong> bosnischen Serben, die über Jahre hinweg rund zwei <strong>Dr</strong>ittel<br />

des bosnischen Territoriums hielten und nun nur noch gut die Hälfte kontrollieren,<br />

bereiteten sich vielmehr auf die im internationalen Friedensabkommen vorgesehen<br />

Quote von 49 Prozent des Landes für ihre ‘Serbische Republik’ vor. (...) Es gebe<br />

keine Anzeichen, daß die serbischen Einheiten ernsthaft mit militärischer Gewalt aus<br />

den eroberten Gebieten vertrieben worden seien. 1739 (…) Ein an<strong>der</strong>er UNO-Experte<br />

1737<br />

APA 306, 22. September 1995<br />

1738<br />

Time, October 2, 1995. S. 21<br />

1739<br />

An<strong>der</strong>e Militäranalytiker und serbische Kriegsteilnehmer sehen dies an<strong>der</strong>s. So etwa Gustav<br />

Gustenau gegenüber dem Autor im Oktober 1997 in Wien: „<strong>Die</strong> serbische Front in <strong>der</strong> kroatischen<br />

Krajina und in Westbosnien ist von August bis Oktober 1995 vollständig zusammengebrochen. Unter<br />

den serbischen Einheiten breitete sich beim Vorrücken <strong>der</strong> kroatischen und moslemischen Verbände<br />

häufig Panik aus. <strong>Die</strong> serbischen mechanisierten Einheiten flüchteten oft zeitgleich mit den Zivilisten,<br />

zahlreiche Zivilisten wurden beim Rückzug von zurückflutenden panischen mechanisierten Einheiten<br />

brutal getötet.“ Auch Novak Milosevic zeigte sich im Gespräch mit dem Autor überzeugt, die Front des<br />

I. VRS-Krajina-Korps sei im September vollständig zusammengebrochen. „This happened because the<br />

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