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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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im Zuge <strong>der</strong> Geiselkrise von Anfang Juni auf. Mehrere Kriegsberichterstatter,<br />

darunter Roy Gutman von „Newsday“, behaupten, Janvier habe im angeblichen<br />

Geheimabkommen vom 4. Juni 883 Mladic im Gegenzug für die Freilassung <strong>der</strong> UN-<br />

Geiseln den Verzicht auf den Einsatz von NATO-Luftstreitkräften zugesichert. 884 <strong>Die</strong><br />

Faktenlage diesbezüglich ist zugegebenermaßen natürlich sehr dürftig. Akashi gibt<br />

gegenüber „Envoye Special“ später zu, von dem Treffen zwischen Janvier und<br />

Mladic sowie Perisic gewusst zu haben, erklärt jedoch, dass ihm nichts von einem<br />

dabei getroffenen Abkommen bekannt sei. 885<br />

„Nach Angaben von Nato-Militärs gegenüber verschiedenen Zeitungen, unter<br />

an<strong>der</strong>en dem meist recht zuverlässigen Londoner „Independent“, haben die<br />

westlichen Führungsmächte, <strong>der</strong>en Geheimdienste den serbischen Aufmarsch vor<br />

Srebrenica gemeldet hatten, den Fall <strong>der</strong> Stadt bewußt in Kauf genommen, wenn<br />

nicht provoziert. So hat Unprofor-Kommandeur Bernard Janvier in enger<br />

Rücksprache mit seinem Präsidenten Chirac frühzeitig und konferenzöffentlich, also<br />

auch für die Serben erfahrbar, signalisiert, daß er die Schutzzone nicht verteidigen<br />

werde. Das Vorgehen scheint sogar mit Izetbegovic abgesprochen gewesen zu sein:<br />

Der muslimische Kommandant <strong>der</strong> Stadt, Ramiz Becirovic, äußerte im nachhinein<br />

die Vermutung, daß seine eigene Regierung die Enklave preisgegeben habe.“ 886<br />

Und <strong>der</strong> schon zuvor geschasste ehemals stellvertretende ABiH-Chef Jovan Divjak,<br />

Serbe, ist ebenfalls sicher, dass Srebrenica und Zepa von <strong>der</strong> moslemischen<br />

Regierung jetzt „regelrecht geopfert“ werden. 887<br />

Aber nicht nur aus dem Westen und von moslemischer Seite gibt es eindeutige<br />

Aussagen, dass die Enklave aufgegeben wird, um zu einer Gesamtlösung zu<br />

kommen. Auch das frühere Führungsmitglied <strong>der</strong> Sozialistischen Partei Serbiens<br />

Mihailo Markovic geht davon aus, dass es bereits vor dem serbischen Angriff einen<br />

Deal gibt. In einem „Newsweek“-Interview wird dieser im Februar 1996 antworten,<br />

„natürlich“ seien Srebrenica und Zepa „ein Deal“ gewesen. Fe<strong>der</strong>führend dabei laut<br />

Markovic: Frasure und Holbrooke. „Laßt uns eine einfache Lösung haben, sagten<br />

sie, keine Korridore, keine Enklaven.“ 888 Und dies erreicht man nur, indem man den<br />

883<br />

S. Kap. VII.<br />

884<br />

Der Spiegel 50/1998. S. 187<br />

885<br />

Jacques Julliard, Should Janvier be Held Accountable for the Events at Srebrenica? Le Nouvel<br />

Observateur, Paris 3 - 9 October 1996, Übersetzung: Stephen Albert. Internet:<br />

http://www.haverford.edu/relg/sells/srebrenica/janvier.html<br />

886<br />

Schnei<strong>der</strong> (Hg.), Bei Andruck Mord. S. 209. Zit. nach Newsweek, 5. Februar 1996<br />

887 Gespräch mit Jovan Divjak<br />

888 Zitiert nach Mira Beham: „Das magische Schlagwort ‚Srebrenica’“, in: Freitag, 20. September 1996.<br />

Hartmann, „<strong>Die</strong> ehrlichen Makler“. S. 152 - 153<br />

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