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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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vor und sagt, dass er auf Initiative von Milosevic hier sei. Milosevic habe an die<br />

Führung <strong>der</strong> „RS“ appelliert, dass die UNO-Soldaten freigelassen würden, er selbst<br />

sei als Son<strong>der</strong>gesandter von Milosevic hier "um die Krise im früheren (sic) Bosnien-<br />

Herzegowina friedlich und durch Verhandlungen zu lösen". 500 An diesem <strong>Die</strong>nstag<br />

verkündet Karadzic auf einer Pressekonferenz in Anwesenheit von Stanisic die<br />

Freilassung <strong>der</strong> noch verbliebenen 145 “Kriegsgefangenen”. <strong>Die</strong>s gelte auch für<br />

diejenigen UN-Angehörigen, die in ihren Stützpunkten von Serben umstellt und<br />

festgesetzt worden waren. 501 Aus „technischen Gründen“ könnten jedoch 15<br />

Blauhelme erst danach auf freien Fuß gesetzt werden, was dann am 18. Juni<br />

geschieht. Karadzic betont, die Krise sei damit beendet. Man hoffe, daß je<strong>der</strong> aus<br />

den Ereignissen <strong>der</strong> letzten Wochen gelernt habe und daß sich die UNPROFOR<br />

künftig neutral verhalten werde. Im Falle neuer Angriffe seien die Serben<br />

gezwungen, sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Während die UN betonen, man<br />

habe für die Freilassung <strong>der</strong> Geiseln keine Konzessionen gemacht, spricht die<br />

serbische Seite von mündlichen Zusicherungen <strong>der</strong> UNPROFOR. Es wird nicht klar,<br />

ob und - wenn ja - welche Zusagen General Janvier den Serben gegeben hatte, aber<br />

schon nach kurzer Zeit kommt <strong>der</strong> Verdacht auf, die Serben und die lokalen UN-<br />

Kommandeure hätten die unbefristete Aussetzung von NATO-Luftangriffen auf Ziele<br />

in Bosnien vereinbart. Während Milosevic und Pale öffentlich erklären, man habe<br />

ihnen entsprechende Zusagen gemacht, dementieren die Repräsentanten <strong>der</strong><br />

Franzosen und <strong>der</strong> Vereinten Nationen natürlich solche Abmachungen. 502 <strong>Die</strong><br />

Unklarheit betreffend möglicher UN-Zusagen, nicht aus <strong>der</strong> Luft anzugreifen, wird<br />

sich schon wenige Wochen später in Srebrenica fatal auswirken.<br />

UN-Quellen liefern in <strong>der</strong> Folge an<strong>der</strong>e Aspekte eines möglichen Deals aus <strong>der</strong><br />

Gerüchteküche, die aber in diesem Fall als „glaubwürdig“ bezeichnet wird. Ein<br />

Aspekt des Abkommens soll die Freilassung <strong>der</strong> vier serbischen “Kriegsgefangenen”<br />

vom Gefecht an <strong>der</strong> Vrbanja-Brücke gewesen sein. Der zweite soll gewesen sein,<br />

dass einige westliche Regierungen de facto für die Freilassung <strong>der</strong> Geiseln Cash<br />

gezahlt hätten. Und auch Milosevic soll den bosnischen Serben - offenbar mit<br />

Erlaubnis o<strong>der</strong> gar auf <strong>Dr</strong>ängen des Westens - entwe<strong>der</strong> Geld o<strong>der</strong> Benzin als<br />

“Belohnung” für die Freilassung <strong>der</strong> Geiseln geliefert haben. Aber da <strong>der</strong> serbische<br />

Präsident kein Geld zur Verfügung hat, wird gemutmaßt, dieses sei wie<strong>der</strong>um vom<br />

Westen gekommen. Auch wenn keines <strong>der</strong> - durchaus glaubwürdigen - Gerüchte<br />

wirklich verifiziert werden kann, so steht doch fest, dass in <strong>der</strong> Geiselcausa massiver<br />

<strong>Dr</strong>uck aus westlichen Hauptstädten auf die UN ausgeübt wird, wirklich alles für die<br />

500<br />

Aufnahmen in Privatbesitz von Malte Olschewski, TC 07:10:00<br />

501<br />

Neue Zürcher Zeitung, Mittwoch, 14. Juni 1995. S.1<br />

502 Holbrooke, Meine Mission. S. 112<br />

145

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