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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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einem Panzer gezwungen hatte, sofort nach Abschluß <strong>der</strong> Operation inhaftiert. 1344<br />

Aber die Fragen über Kriegsverbechen waehrend “Oluja” reißen nicht ab.<br />

Und so hat Außenminister Granic nach dem Abschluß <strong>der</strong> Operation dann Ende<br />

August sogar “bei Freunden” in Wien Erklärungsbedarf. Während am 25. August für<br />

Ostslawonien ein Waffenstillstand geschlossen wird, <strong>der</strong> weitgehend hält, 1345 räumt<br />

Granic zwar ein, daß es in <strong>der</strong> Krajina zu Plün<strong>der</strong>ungen und Brandschatzungen<br />

gekommen sei - allerdings erst nach <strong>der</strong> Rückkehr <strong>der</strong> ersten kroatischen<br />

Flüchtlinge. <strong>Die</strong> Regierung in Zagreb habe die Übergriffe jedoch scharf verurteilt und<br />

werde sie auch ahnden. Granic legt bei seinem Besuch in Wien eine Bilanz <strong>der</strong><br />

Krajina-Offensive vor. Bei <strong>der</strong> 84stündigen Operation seien 174 Soldaten getötet und<br />

1.400 verwundet worden, sagt er. Auf serbischer Seite habe man 524 Leichen<br />

gezählt, diese Zahl sei aber noch unvollständig. Massengräber gebe es nicht. 1346<br />

Sein Präsident Tudjman gibt etwa gleichzeitig zu, daß es bei <strong>der</strong> Krajina-Offensive<br />

“vereinzelt” zu Übergriffen <strong>der</strong> kroatischen Armee gekommen war. 1347 Für ihn<br />

„scheint es“, „dass die meisten Serben Milizangehörige waren. <strong>Die</strong> übrigen waren<br />

fälschlicherweise überzeugt worden, dass die Ustasha-Faschisten kommen. Sie<br />

hatten keine an<strong>der</strong>e Wahl, als zu flüchten. (…) Ich war <strong>der</strong> Meinung, 70 Prozent <strong>der</strong><br />

Serben würde bleiben…“ 1348<br />

Das ist, betrachtet man die Systematik und Effizienz sowie die Schnelligkeit <strong>der</strong><br />

Operation, zumindest zynisch und unrichtig. Man wollte die Serben loswerden. Und<br />

Tudjman persönlich hatte bereits zuvor dazu beigetragen. „Während sich im Süden<br />

Kroatiens das Gewitter zusammenbraute, hatte Tudjman ein für ihn<br />

charakteristisches Manöver in die Wege geleitet. Als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

Versammlung <strong>der</strong> Kroatischen Demokratischen Union (HDZ), (...), lud er mehr als<br />

hun<strong>der</strong>t Ustascha-Kriegsverbrecher nach Zagreb ein und versprach ihnen nicht nur<br />

eine sichere Bleibe, son<strong>der</strong>n geradezu einen Platz an <strong>der</strong> kroatischen Sonne.<br />

Umjubelt als ‚Helden <strong>der</strong> Nation‘, kehren sie aus Australien, Argentinien und<br />

Paraguay zurück.“ 1349<br />

Angesichts <strong>der</strong> kroatischen Maßnahmen ist es auch nicht überraschend, dass UN-<br />

Schätzungen davon ausgehen, daß im direkten Gefolge des kroatischen Angriffs<br />

rund 95 Prozent <strong>der</strong> serbischen Krajina-Einwohner nach Nord- und Westbosnien<br />

sowie nach Jugoslawien geflüchtet waren. Rund 2.000 Personen gelten als<br />

1344 Neue Zürcher Zeitung, 10. August 1995. S. 2<br />

1345 Neue Zürcher Zeitung, 4. September 1995. S. 1<br />

1346 Kurier, 25. August 1995, S. 4<br />

1347 Der Standard, 28. August 1995. S. 1<br />

1348 Bru<strong>der</strong>krieg. 6. Folge<br />

1349 Sherman, <strong>Die</strong> Zerschlagung Jugoslawiens. S. 41<br />

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