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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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US-Kongreß über ein solches abgekartetes Realpolitik-Spiel mit Menschenleben<br />

will man sich im Weißen Haus verständlicherweise ersparen, wenn aufgedeckt<br />

werden sollte, dass die Clinton-Administration quasi selbst zu den „ethnischen<br />

Säuberern“ gehört. <strong>Die</strong> Geheimhaltung <strong>der</strong> ganzen „Endgame-Strategy“ ist also<br />

oberstes Gebot, soll <strong>der</strong> Plan funktionieren.<br />

• <strong>Die</strong> Brandmarkung <strong>der</strong> Serben als brutalere und inhumane Seite in diesem Krieg,<br />

um den moralischen Backup <strong>der</strong> meist serbenfeindlichen Medien und<br />

Meinungsbildner zu haben, wenn man dann gegen die serbische Seite auch<br />

militärisch vorgeht. Gleichzeitig lenkt man damit von den Verbrechen <strong>der</strong> eigenen<br />

Klienten ab - so können die Kroaten Anfang August weitgehend problemlos die<br />

Krajina von Serben „ethnisch säubern“, während die bosnischen Serben mit den<br />

die Verschiebung <strong>der</strong> Bevölkerung abgeschlossen war, konnte man die alte Freundschaft<br />

wie<strong>der</strong>aufleben lassen, denn das Chaos war nur nützlich, solange es etwas einbrachte, danach durfte<br />

wie<strong>der</strong> Ordnung einkehren. Haben wir also nur einer ungeheuerlichen Komödie beigewohnt, handelte<br />

es sich nur um eine Farce, um die bloße Vorspiegelung eines Krieges? Steht hinter den vielen<br />

ungelösten Rätseln tatsächlich das nichts, <strong>der</strong> bare Zynismus eines Geschäfts, an dem die Welt<br />

teilhatte und das sie deshalb tolerierte? Allzu vieles spricht dafür, und diese Antwort scheint etliches<br />

ganz von selbst zu erklären. Allzu viele Indizien deuten beispielsweise darauf hin, daß die 2800<br />

Kilometer lange Grenze in Bosnien, die mit all ihren Enklaven, Engpässen und Korridoren während des<br />

ganzen Krieges um keinen Zentimeter verrückt wurde, nichts an<strong>der</strong>es war als <strong>der</strong> topographische<br />

Ausdruck eines gigantischen Plün<strong>der</strong>ungsmanövers, einer Absprache <strong>der</strong> bewaffneten Banden über<br />

die Aufteilung <strong>der</strong> Operationsgebiete, <strong>der</strong> jeweiligen Standortvorteile zu Lasten <strong>der</strong> Bevölkerung. Alles<br />

in uns sträubt sich gegen die Feststellung, daß die UNO, die ansonsten unhaltbare Fronten festschrieb<br />

und humanitäre Hilfe in Milliardenhöhe ins Land brachte, nur dazu beigetragen hat, diese<br />

systematischen Plün<strong>der</strong>ungen über jedes Maß hinaus zu verlängern und zudem die Halsabschnei<strong>der</strong><br />

reichlich mit Hilfsgütern zu versorgen. Uns schauert vor dem Gedanken, daß die UNO den Konflikt<br />

noch mehr anheizte, statt ihn beizulegen, ja, daß Jugoslawien vielleicht letztlich nur dazu benutzt<br />

wurde, um nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts überflüssige Waffen loszuwerden. Und<br />

können wir wirklich behaupten, das Embargo habe dazu beigetragen, den Waffenhandel zu<br />

unterbinden, und nicht bloß dazu, die Preise auf dem Weltmarkt hoch zu halten? Lei<strong>der</strong> sagen uns<br />

allzu viele Fakten, daß diese Vermutungen keineswegs unbegründet sind. In Kriegen ist <strong>der</strong><br />

Frontverlauf normalerweise das Ergebnis bewaffneter Auseinan<strong>der</strong>setzungen auf dem Schlachtfeld.<br />

Auf dem Balkan dagegen haben sich Ursache und Wirkung umgekehrt. <strong>Die</strong> militärische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung folgte einer territorialen Aufteilung, die von den Kriegsparteien schon vorher am<br />

Schreibtisch beschlossen worden war. Sie legten eine Linie auf <strong>der</strong> Karte fest und setzten dann eine<br />

Scheinauseinan<strong>der</strong>setzung in Gang, um diese Linie zu erreichen. Der kroatische Angriff auf die Krajina<br />

ist dafür <strong>der</strong> beste Beweis, denn fast überall drangen die Angreifer in Dörfer ein, die bereits zuvor von<br />

Zivilisten und Militärs geräumt worden waren.“ Rumiz, Masken für ein Massaker. S. 175 - 176<br />

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