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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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praktisch abgeschrieben hatte und nicht bereit war, zu ihrer Rettung militärisch<br />

einzuschreiten. Unserer Überzeugung nach gab es nur ein Szenario, das die<br />

jugoslawischen Truppen zu einem erneuten Einschreiten in Bosnien bewegen<br />

könnte: die Schließung des nur 5 Kilometer breiten Korridors bei Brcko.“ 1661<br />

„Unterstützt“ in ihrer Absicht, Banja Luka nicht an die Fö<strong>der</strong>ation fallen zu lassen,<br />

werden die Amerikaner durch die Führung Jugoslawiens selbst. Bulatovic ist es als<br />

„Botschafter“ Milosevics diesmal, <strong>der</strong> gegenüber dem US-Team zu erkennen gibt,<br />

was man zu akzeptieren bereit ist und was nicht. Während die Offensive <strong>der</strong> Gegner<br />

<strong>der</strong> bosnischen Serben durch Westbosnien läuft, informiert er die USA, „dass ein<br />

enormer Flüchtlingsstrom die Lage radikal verän<strong>der</strong>n könnte. Wir könnten<br />

gezwungen sein, in den Krieg einzugreifen.“ <strong>Die</strong> Message war klar - zu mehr<br />

Zugeständnissen ist Jugoslawien nicht mehr bereit, Banja Luka mußte unangetastet<br />

bleiben, die Amerikaner sollten dies über <strong>Dr</strong>uck auf Moslems und Kroaten<br />

sicherstellen. 1662 Ob es tatsächlich zu einem Eingreifen <strong>der</strong> jugoslawischen Armee<br />

gekommen waere, hätten Moslems und/o<strong>der</strong> Kroaten entwe<strong>der</strong> den Korridor<br />

geschlossen o<strong>der</strong> Banja Luka genommen, ist einerseits akademisch, an<strong>der</strong>erseits<br />

zweifelhaft. Denn Milosevic hatte, wie auch Zoran Djindjic dem Autor im persönlichen<br />

Gespräch bestätigte, „kein Interesse an <strong>der</strong> Republika Srpska. Aber er wollte sie als<br />

Trumpf vor allem gegenüber den USA instrumentalisieren, um dann als<br />

Friedensbringer auftreten zu können. Im Falle Kroatiens war dies ähnlich, aber weit<br />

weniger dramatisch.“ 1663<br />

Und da die Amerikaner ohnehin nichts an<strong>der</strong>es wollen als Gleichgewicht und bereits<br />

Mitte September an Moslems und Kroaten die Message „quit while you’re ahead” 1664<br />

ausgeben, sind die Interessen von Washington und Belgrad fast ident und es ist kein<br />

beson<strong>der</strong>es Abgehen vom „Endgame“-Fahrplan erfor<strong>der</strong>lich. Da eigentlich davon<br />

auszugehen sein müsste, dass die Kroaten weniger Interesse an <strong>der</strong> mit<br />

Flüchtlingen vollgestopften Stadt haben als die siegeshungrigen Moslems und<br />

Zagreb die Moslems ohnehin nicht zu sehr auf eigene Kosten stärken will - was auch<br />

Holbrooke spaeter mit den Worten „Tudjman didn’t want to strengthen the Muslims<br />

anyway“ 1665 bestätigt - sind die Kroaten <strong>der</strong> erste Ansprechpartner. Und die<br />

Amerikaner senden die richtigen Signale, um sicherzustellen, dass ihre Botschaft<br />

auch mit dem nötigen Nachdruck ankommt.<br />

1661 Holbrooke, Meine Mission. S. 251<br />

1662 Bru<strong>der</strong>krieg. 6. Folge<br />

1663 Gespräch mit Z. Djindjic.<br />

1664 Sadkovich, The U.S. Media and Yugoslavia. S. 239<br />

1665 Bru<strong>der</strong>krieg“. 6. Folge<br />

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