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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Ausgangslage und die Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre politisch und militärisch handelnden<br />

Personen an, draengt sich in <strong>der</strong> Tat keine an<strong>der</strong>e Antwort auf.<br />

Denn Jugoslawien steht zu diesem Zeitpunkt wie die an<strong>der</strong>en (vormals)<br />

kommunistischen Staaten Ost-, Südost- und Mitteleuropas vor dem Scheideweg -<br />

und mit ihm die führenden Repräsentanten dieses Systems. 1893 Man steht vor <strong>der</strong><br />

Gefahr, abgewählt o<strong>der</strong> gar hinweggeputscht zu werden - und genau das will man<br />

nicht. Man muß handeln, wil man nicht riskieren, vieleicht gar wie Ceausecu im<br />

Extremfall von den eigenen Sicherheitskräften an die Wand gestellt zu werden. Und<br />

so zettelt offenbar Milosevic aus Belgrad, dann Tudjman aus Zagreb und weitgehend<br />

reaktiv später auch Izetbegvic aus Sarajevo Konflikte an. Das eint die Menschen im<br />

Land und läßt sie sich normalerweise hinter einem starken Mann, einer<br />

“Führungspersoenlichkeit” versammeln. Damit rechnen die “starken Männer”<br />

scheinbar in den Regierungssitzen - und die Rechnung geht über Jahre auf. “Such<br />

self-awareness is most common among aggressive authoritarian dictatorships<br />

governed by small groups or a single strongman. Such rulers remember their own<br />

deeds; hence they know when they have provoked others, and they know that they<br />

can diminish the threat they provoked by reducing their own provocation. This is<br />

especially true of Orwellian regimes that have provoked conflict with others to excuse<br />

domestic repression or gain domestic support.” 1894<br />

Bemerkenswerterweise ist es dieser Zwang zum Handeln, die ultimative Chance,<br />

den eigenen Sessel zu retten, <strong>der</strong> 1995 auch einen US-Präsidenten, <strong>der</strong> natürlich<br />

kein selbstherrlicher Chef eines autokratischen Regimes ist, gleichsam nötigen wird,<br />

am Balkan einzugreifen und dort Frieden zu erzwingen.<br />

Nationalismus soll jetzt die <strong>Dr</strong>oge für das Volk am Balkan heißen, wird in den<br />

Hauptstädten als Parole ausgegeben. Und es wird an stetig an <strong>der</strong><br />

Eskalationsschraube gedreht, nationalistischer Extremismus von oben wird, während<br />

man Jugoslawien zerbricht, als politische Leitlinie mehr o<strong>der</strong> weniger Common<br />

sense. „In einer vom allgemeinen Zerfall gekennzeichneten Situation können alle<br />

1893<br />

„Während von den einstmals kommunistisch regierten Staaten in Ost- und Mitteleuropa, offenbar<br />

über das Nachfolgende desillusioniert, einer nach dem an<strong>der</strong>en Regierungen wählt - sogar wie<strong>der</strong>wählt<br />

-, die von bekannten mit dem alten System verbundenen Gesichtern geleitet werden, erhebt sich die<br />

Frage, wie es nun mit den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens weitergeht, jenem<br />

Jugoslawien, das sich unter <strong>der</strong> Führung Marschall Titos 1948 als erstes Land von <strong>der</strong> Moskauer<br />

Vorherrschaft absetzte und einen eigenen, unabhängigen Weg ging.“ Christopher Cviic, Kroatien ohne<br />

Reue. In: Europäische Rundschau, Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte,<br />

22. Jahrgang, Nummer 94/4. S. 73<br />

1894<br />

Van Evera, Causes of War. S. 155<br />

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