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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Moslems maximal verbal, exekutiert aber unter <strong>der</strong> Hand das Waffenambargo gegen<br />

Moslems und Kroaten nicht mehr. Einseitig aufheben will man es nicht - braucht man<br />

auch nicht, da man die Gegner <strong>der</strong> Serben ohnehin mehr o<strong>der</strong> weniger heimlich,<br />

aber durchaus nachdrücklich, mit Waffen beliefern läßt. Im Februar noch kalmiert<br />

US-Außenminister Christopher unter dem Vorwand <strong>der</strong> Gefahr für die UN-Einheiten<br />

in Bosnien öffentlich, die USA würden das Embargo nicht einseitig aufheben - egal,<br />

denn hinter den Kulissen sieht es ohnehin bereits ganz an<strong>der</strong>s aus. Warren<br />

Christopher spricht dies zwischen den Zeilen schon an: „What we must not do is to<br />

make the situation worse by unilaterally lifting the arms embargo. We have always<br />

believed that the embargo is unfair and we have worked to end it multilaterally. But<br />

going it alone would lead to the withdrawal of UNPROFOR and an escalation of<br />

violence.” 174 <strong>Die</strong> US-Regierung steht jedenfalls unter beträchtlichem öffentlichem<br />

<strong>Dr</strong>uck, in <strong>der</strong> Bosnienfrage endlich „irgendetwas zu tun“. In den Staaten hatte es<br />

bereits seit Beginn des Krieges Stimmen gegeben, die sich für die Aufhebung des<br />

Waffenembargos gegen die Moslems ausgesprochen hatten. So hatte etwa Richard<br />

Holbrooke, 1993 bis 1994 US-Botschafter in Deutschland und späterer US-<br />

Son<strong>der</strong>gesandter für den Balkan 175 , in einem Memorandum an Christopher schon<br />

Anfang 1993 die Aufhebung des Embargos - mit Billigung <strong>der</strong> UN - befürwortet. 176<br />

Und die Clinton-Regierung, die bereits auf die Wie<strong>der</strong>wahlkampagne schielen muß,<br />

tut „etwas“. Anfang April trifft <strong>der</strong> pensionierte US-General John Sewall in Bosnien<br />

ein, offiziell um die Strukturen <strong>der</strong> moslemisch-kroatischen Fö<strong>der</strong>ation sowie multiethnische<br />

Demokratie zu entwickeln. Gemäß offizieller US-Sprachregelung hält sich<br />

Sewall in Bosnien nicht als Militärberater, son<strong>der</strong>n als “Berater des US-<br />

Außenministers” auf. 177 Das stimmt freilich so nicht. Was Sewall und seine an<strong>der</strong>en<br />

pensionierten US-Offizierskollegen in Bosnien wirklich tun, nämlich sich verdeckt um<br />

174<br />

Statement by Secretary of State Warren Christopher before the Senate Foreign Relations<br />

Commitee, February 15, 1995<br />

175<br />

Holbrooke hatte seine diplomatische Karriere 1962 in Vietnam, im Mekong-Delta und <strong>der</strong> US-<br />

Botschaft in Saigon, begonnen. Danach hatte er 1996 bis 67 in Präsident Johnsons Staff im Weißen<br />

Haus gedient und war Mitglied <strong>der</strong> amerikanischen Delegation bei den Vietnam-Friedensgesprächen in<br />

Paris gewesen. Von 1970 bis 1972 war er Peace Corps Director in Marokko und Herausgeber von<br />

„Foreign Policy“ von 1972 bis 1976. Von 1977 bis 1981 war Holbrooke Un<strong>der</strong>staatssekretär für<br />

Ostasiatische und pazifische Angelegenheiten und 1993 bis 1994 eben Botschafter in Deutschland<br />

gewesen. Von 1994 bis 1996 ist er Un<strong>der</strong>staatssekretär für Europa und Kanada. Richard Holbrooke,<br />

To end a war (New York 1998)<br />

176 Richard Holbrooke, Meine Mission. Vom Krieg zum Frieden in Bosnien. Deutsche Ausgabe<br />

(München 1998) 84<br />

177 Tanjug-Meldung vom 16. April 1995: U.S. General arrives in Bosnia<br />

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