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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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„Kroatien-Partei“ 216 sind im Frühjahr 1995 schlecht und mit einer Militäroffensive<br />

kann man ohne umständliche und langwierige Verhandlungen das im Krieg von 1991<br />

verlorene Terrain hun<strong>der</strong>tprozentig sicherstellen und gleichzeitig die (im Vergleich zu<br />

1991 ohnehin weniger gewordene) serbische Zivilbevölkerung aus dem Land<br />

vertreiben. Und dabei spielt - das sollte man gerade bei den Konflikten auf dem<br />

Balkan nicht vergessen - das Ego des Staatspräsidenten Kroatiens eine weitere<br />

Hauptrolle. Tudjman ist sich bewußt, dass <strong>der</strong> eigenen Bevölkerung ein glorreicher<br />

militärischer Sieg wesentlich besser zu verkaufen ist als ein mühsam erstrittener<br />

Kompromißfrieden o<strong>der</strong> Ausgleich. Eine Herauslösung gewisser Landesteile aus<br />

Kroatien ist politisch unvorstellbar und wäre für eine nationalistische Partei wie die<br />

HDZ und <strong>der</strong>en Führer Tujman <strong>der</strong> ultimative politische Selbstmord. Tudjman will<br />

seine militärische und politische Laufbahn im Gegenteil mit <strong>der</strong> Herausführung<br />

seines Landes aus Jugoslawien unter gleichzeitiger „Mitnahme“ <strong>der</strong> bosnischen<br />

Kroatengebiete ohne Verlust eigenen Territoriums and die Serben krönen - zuerst<br />

hatte er dies in Verhandlungen mit Milosevic versucht 217 , als dies nicht ganz<br />

funktioniert hatte, sollte es mit einer (zumindest nach außen hin „echt“<br />

erscheindenden) <strong>militärischen</strong> Lösung geschafft werden. Tudjman war eine Zeit lang<br />

Titos jüngster General und war offensichtlich über einige von dessen Gesten<br />

gegenüber Kroatien unglücklich bis verärgert gewesen. Für ihn dürfte <strong>der</strong> Eindruck<br />

entstanden sein, Kroatien sei in Jugoslawien benachteiligt worden. 218 Damit sollte es<br />

hofften, daß Tudjman ihnen dabei helfen würde. „In <strong>der</strong> entscheidenden Zeit vor den Wahlen von 1990<br />

hatte Tudjman erhebliche finanzielle Unterstützung von seiten dieser, zumeist herzegowinischkroatischen<br />

Exilanten erhalten, was wesentlich zu seinem Wahlsieg beigetragen hatte. Als<br />

Gegenleistung hatte sich Tudjman bereit gezeigt, ihre Wünsche zu berücksichtigen, sowie ihnen<br />

Posten in <strong>der</strong> Verwaltung und in <strong>der</strong> Partei zu geben. Auf diesem Verhältnis zwischen Tudjman und<br />

seinen Anhängern aus <strong>der</strong> Herzegowina beruht die Grundlage <strong>der</strong> sogenannten ‚Herzegowina-Lobby‘<br />

in <strong>der</strong> folgenden Politik Kroatiens, <strong>der</strong>en Einfluß sich vor allem auf Tudjmans Politik gegenüber<br />

Bosnien auswirkte. <strong>Die</strong> Herzegowiner Kroaten nutzen ihren Einfluß innerhalb des Tudjmanregimes, um<br />

ihre wirtschaftlichen Interessen zu för<strong>der</strong>n.“ Christopher Cviic, Kroatien ohne Reue. In: Europäische<br />

Rundschau, Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, 22. Jahrgang, Nummer<br />

94/4. S. 76<br />

216<br />

Ebenda. S. 75<br />

217<br />

<strong>Die</strong> Geheimverhandlungen zwischen Tudjman und Milosevic über die mögliche Aufteilung Bosniens<br />

in Karadjodjevo im März 1991 sind hinlänglich bekannt.<br />

218<br />

“Why did Josip Broz Tito never go to Jasenovac, even though he visited every other important site<br />

in all the republics? Some deep reasons must exist, since one can certainly not attribute to him any<br />

partiality of deference toward Croatian sins.” Franjo Tudjman, Horrors of War. Historical Reality and<br />

Philosophy (New York 1996) 36<br />

73

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