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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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<strong>der</strong>en Entsendung hätte man keine Einwände gegen den Einsatz von mindestens<br />

10.000 HV-Soldaten in Bosnien, halten die Amerikaner den Russen entgegen. 1171<br />

Der französische Rundfunk Europe 1 kommentiert die nach wie vor laufenden<br />

Verhandlungen in Genf dann auch folgen<strong>der</strong>maßen: “<strong>Die</strong> Kroaten haben es...noch<br />

einmal ganz deutlich gemacht und ihr Ultimatum an die Serben erneuert: Entwe<strong>der</strong><br />

ihr zieht euch zurück, o<strong>der</strong> wir nehmen eine massive Intervention vor, um unser<br />

Territorium zurückzubekommen, das heißt Bihac zu schützen. <strong>Die</strong> Kroaten fühlen<br />

sich in ihrer Haltung durch Äußerungen bestätigt, die aus dem State Department in<br />

Washington kommen, wonach es die USA nicht ungern sähen, wenn Kroatien sein<br />

Recht mit Gewalt durchsetzte unter <strong>der</strong> einzigen Bedingung, daß seine Offensive<br />

nicht zuviele Opfer unter <strong>der</strong> Zivilbevölkerung und den UN-Blauhelmen anrichtet.” 1172<br />

Um aber jeden Eindruck eines solchen ausgemachten Planes zu zerstreuen, trifft<br />

man sich bis zuletzt mit Vermittler Thorvald Stoltenberg und den Krajina-Serben -<br />

auch noch am Donnerstag, dem 3. August, als kroatische Einheiten nach UN-<br />

Angaben zum wie<strong>der</strong>holten Male Ziele an <strong>der</strong> Straße Strmica-Knin unter Beschuß<br />

nehmen, um die Entschlossenheit zum Vormarsch auch auf Knin zu unterstreichen.<br />

<strong>Die</strong> Serben ihrerseits lassen am 3. August wie<strong>der</strong> drei Flugzeuge aufsteigen, die<br />

Boden-Luft-Raketen gegen kroatische Stellungen abfeuern und verstärken auch ihre<br />

Stellungen östlich von Knin. Martic äußert noch, er sei überzeugt, die Führung in<br />

Belgrad werde im Fall eines kroatischen Angriffs militärisch intervenieren. “Da die<br />

kroatischen Serben nie ihre Unabhängigkeit von Belgrad erklärt hätten, habe die<br />

jugoslawische Armee eine Beistandsverpflichtung, die sie auch einzuhalten<br />

gedenken, so Martic. <strong>Die</strong> ARSK sei kampfbereit.” 1173 Das dies für seine Truppen<br />

ebenso wenig zutrifft, wie es für die Kroaten im Gegenteil <strong>der</strong> Fall ist, ist Martic zu<br />

dem Zeitpunkt vermutlich auch selbst bewußt. Ins Bild paßt auch, dass er und<br />

Karadzic schon zuvor nach einem Treffen im westbosnischen <strong>Dr</strong>var angesichts <strong>der</strong><br />

“immer stärkeren kroatischen <strong>Dr</strong>ohungen” Freiwillige aus Serbien und Deserteure<br />

aufgerufen hatten, sofort an die Front zu kommen. 1174 Ein Effekt bleibt freilich aus,<br />

was sich am nächsten Tag zeigen wird. Aber noch lassen die Kroaten verhandeln.<br />

Stoltenberg trifft sich zuerst separat mit den kroatischen und serbischen<br />

Delegationen, ist in Kontakt mit Galbraith, <strong>der</strong> sich bemerkenswerterweise in Belgrad<br />

aufhält, und erreicht das, was den Kroaten an sich völlig ungelegen kommt - den de<br />

facto-Kniefall <strong>der</strong> Krajina-Serben. <strong>Die</strong>se sind unter dem Eindruck <strong>der</strong> kroatischen<br />

Kriegsvorbereitungen nach vier Jahren fruchtlosen Verhandlungen am 3. August in<br />

1171<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. August 1995. S.1<br />

1172<br />

Archiv <strong>der</strong> Gegenwart, 4. August 1995. 40240<br />

1173<br />

Neue Zürcher Zeitung, 4. August 1995. S.1<br />

1174 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. August 1995. S.1<br />

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