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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Militärdelegation reagierte abweisend. Abdullah Basic, ein enger Mitarbeiter von<br />

Präsident Izetbegovic, for<strong>der</strong>te kategorisch: ‚Der Konvoi darf nicht in die Stadt<br />

kommen. Wir sind bereit, diese Leute zu opfern.‘“ 829 Als <strong>der</strong> Autor diese Passage<br />

fand, war ihm klar, warum Abdullah Basic, dann Universitätsprofessor in Tuzla, bei<br />

unserem Zusammentreffen dort im August 1997 absolut nicht gewillt war,<br />

nennenswerte Auskünfte über den Bosnien-Krieg zu geben. Das Gespräch dauerte<br />

vielleicht zehn Minuten.<br />

Und fünftens hat <strong>der</strong> Kampf in Ostbosnien mittlerweile eine so starke persönliche<br />

und politische Dimension gewonnen, das <strong>der</strong> von den Moslems attackierten und<br />

daher rachesüchtigen serbischen Bevölkerung an <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina endlich die Möglichkeit<br />

zur Revanche gegeben wird. Denn bei den ostbosnischen Serben sitzt das Türken-<br />

Trauma vergangener Jahrhun<strong>der</strong>te noch immer sehr tief, wie sich an vielen<br />

Beispielen festmachen läßt. Eines, das eindrucksvoll auf nicht veröffentlichten<br />

Fernsehbil<strong>der</strong>n dokumentiert ist, unterstreicht die Einstellung bei<strong>der</strong> Seiten<br />

zueinan<strong>der</strong> wohl am besten. „Bei einem Gefecht in einem Wald brüllen die Serben in<br />

Richtung <strong>der</strong> moslemischen Positionen ‚Verdammte Türken!‘ Und von dort schallt es<br />

zurück: ‚Ihr Wlachen!‘ Um das Geschrei zwischen den Linien zu verstehen, sind<br />

historische Kenntnisse notwendig. <strong>Die</strong> Moslems werden von den Serben oft als<br />

‚Türken‘ bezeichnet. Da die bosnischen Serben einen Teil des altbalkanischen<br />

Hirtenvolkes <strong>der</strong> Wlachen assimiliert haben, werden sie ihrerseits von den Moslems<br />

oft als ‚Wlachen‘ verächtlich gemacht.“ 830<br />

Aber um die Ereignisse des Juli 1995 richtig einordnen zu können, ist ein weiter Blick<br />

zurück erfor<strong>der</strong>lich in die Anfangsphase des Krieges in Bosnien 1992. Schon<br />

damals hatten die Moslems - meist in Kommandoaktionen - die Serben an <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina<br />

bisweilen hart bedrängt. Und Srebrenica, o<strong>der</strong> „Silberstadt“, die sich auf einer Länge<br />

von etwa drei Kilometern und einer Breite von knapp 800 Metern erstreckt, hatte<br />

schon damals eine Schlüsselrolle gespielt. <strong>Die</strong> meisten <strong>der</strong> rund 9.000 Einwohner<br />

<strong>der</strong> Stadt waren vor dem Krieg auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Weise mit dem Bergbau<br />

verbunden gewesen. Es hatte auch eine kleine Fabrik für Autoteile, und drei<br />

Kilometer weiter, in Potocari, eine Batteriefabrik gegeben. Am 18. April 1992 hatten<br />

Arkans „Tiger“ und an<strong>der</strong>e serbische Milizen die Kontrolle über Srebrenica<br />

übernommen 831 - laut dem damaligen ABiH-Generalstabschef Sefer Halilovic<br />

unterstützt von regulären serbischen Verbänden, die mit Artillerie von <strong>der</strong> rechten<br />

Seite <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina aus die Moslems in Bosnien bombardiert habe. Auch hatte Halilovic<br />

gleichzeitig scharfe Kritik an Izetbegovic geübt, <strong>der</strong> angesichts des schnellen<br />

829<br />

Der Spiegel 50/1998. S. 187<br />

830<br />

Olschewski, Von den Karawanken bis zum Kosovo. S. 113<br />

831 Stover, Peress, <strong>Die</strong> Gräber. S. 117<br />

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