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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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<strong>Dr</strong>uck” stehen 438 - ohne entscheidende Geländegewinne fortgesetzt. Dabei stehen<br />

angeblich laut dem Kommandeur <strong>der</strong> HVO-Einheiten in <strong>der</strong> Region, Djuro Matuzovic,<br />

auch reguläre jugoslawische Truppen aus Novi Sad und Valjevo im Kampf. 439<br />

An<strong>der</strong>e vermuten gleichzeitig, dass es zwischen bosnischen Kroaten und Serben<br />

ohnehin einen Deal betreffend den Posavina-Korridor gibt. Denn auch nach dem<br />

moslemisch-kroatischen Washingtoner Abkommen vom Vorjahr müssen alle nach<br />

Bosnien gebachten Güter die Westherzegowina durchqueren. „<strong>Die</strong> Zölle bringen<br />

Geld. Für Waffen beson<strong>der</strong>s viel, 50 Prozent des Wertes soll die Bosnische Armee<br />

für den Wegzoll zahlen müssen. Würde <strong>der</strong> serbische Korridor durchbrochen,<br />

könnten Sarajevo und die Bevölkerung in Zenica und Tuzla nicht mehr von <strong>der</strong><br />

Führung Herceg-Bosnas erpreßt werden. Es bestehen also vitale Interessen in<br />

West-Mostar, den Korridor von Brcko weiter in serbischen Händen zu lassen.“ 440<br />

Aber auch mit diesem Nachteil ergreifen die Moslems mittlerweile die Initiative an<br />

mehreren Frontabschnitten. Am 9. Mai sickert eine V. Korps-Spezialeinheit durch die<br />

serbischen Linien und führt eine “short sharp operation” zu den Randgebieten von<br />

Slunj durch, wobei wertvolles Gerät und 20 Kriegsgefangene gemacht werden. Am<br />

Morgen des 17. Mai um 5.15 Uhr beschießen VRS-Einheiten Bihac-Stadt - aber<br />

diesmal in defensiver Absicht. Denn die Moslems sind am Vormarsch. Am selben<br />

Tag meldet die ABiH die Einnahme <strong>der</strong> Stadt Ripac an <strong>der</strong> Una. 441 In Bihac selbst ist<br />

die humanitäre Lage für die Zivilisten zu dem Zeitpunkt bereits trist. Im Mai ist die<br />

Blockade des „Pockets“ nämlich ein Jahr alt. Seit Mai 1994 waren rund 90 Prozent<br />

<strong>der</strong> geplanten UNHCR-Hilfskonvois von <strong>der</strong> VRS blockiert worden. Nur 3.552<br />

Tonnen an Hilfslieferungen hatten die Enklave erreicht - rund 11,5 Prozent des<br />

benötigten Umfangs. 442 <strong>Die</strong> UN-Einheiten, <strong>der</strong>en eigentlicher Auftrag seit 1992 darin<br />

besteht, die humanitären Konvois zu begleiten, können wenig bis gar nichts<br />

ausrichten. Nach <strong>der</strong> „Verwässerung des enforcement-Mandats zur Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> humanitären Hilfe (Res. 770) durch die truppenstellenden Staaten und unter<br />

widrigen operativen Bedingungen“ schrecken die Blauhelme oft vor <strong>der</strong> Anwendung<br />

von Gewalt zurück und setzen statt dessen darauf, die Genehmigung von<br />

humanitären Transporten entsprechend einer restriktiven Auslegung <strong>der</strong><br />

Peacekeeping-Prinzipien durch Verhandlungen zu erreichen. 443 Als die Lage dann<br />

438<br />

Kurier, 15. Mai 1995. S. 4<br />

439<br />

Rathfel<strong>der</strong>, Sarajevo und danach. S. 232<br />

440<br />

Ebenda. S. 218<br />

441<br />

ÖMZ 4/1995. S. 423<br />

442 UNHCR/Office of the Special Envoy for former Yugoslavia-Information Notes on former Yugoslavia<br />

No. 6/95, June 1995, iv<br />

443<br />

Giersch, Konfliktregulierung in Jugoslawien 1991 - 1995. S. 239<br />

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