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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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<strong>Die</strong> Situation auf den bosnischen Schlachtfel<strong>der</strong>n ist zu dem Zeitpunkt für die<br />

Kroaten durchaus günstig. Bis Mitte September waren wichtige Städte wie Bosanski<br />

Petrovac und Jajce gefallen - ersteres an die Moslems zweites an die Kroaten, was<br />

noch zu thematisieren sein wird. Das serbische Kommunikationsnetz ist nach den<br />

NATO-Airraids immer noch außer Betrieb. „Inzwischen kontrollierte die kroatische<br />

Armee die Zufahrtsstrassen zu vielen <strong>der</strong> serbischen Hochburgen in <strong>der</strong><br />

Region...“ 1666 , gibt auch Holbrooke zu. Und die HV-Einheiten stehen dicht vor Banja<br />

Luka, laut UN-Offiziellen sind kroatische Panzerverbände geschätzte 72 Stunden 1667<br />

von <strong>der</strong> Einnahme <strong>der</strong> Stadt entfernt 1668 , Tudjmans Vizepremier Bosiljko Misetic<br />

erklärt, die Stadt bedrohe die Sicherheit Kroatiens und verkündet, dieser Zustand<br />

müsse „beseitigt“ werden. 1669<br />

Aber was die Kroaten wollen, spielt für die USA weniger eine Rolle als das, was sie<br />

selbst wollen. Und vorläufig ist das noch <strong>der</strong> Vormarsch. Noch am 17. September<br />

drängt Holbrooke die kroatische Führung dazu, die Offensive fortzusetzen - nur<br />

Banja Luka soll unangetastet bleiben wie Bulatovic gefor<strong>der</strong>t hatte. Tudjman und<br />

sein Verteidigungsminister haben aber ihre eigenen Vorstellungen für die Stadt.<br />

Holbrooke selbst versichert laut eigenen Angaben Tudjman, „daß die Offensive für<br />

die Verhandlungen von großem Wert sei. Es sei sehr viel leichter, das zu behalten,<br />

was man auf dem Schlachtfeld erobert habe, als die Serben am Verhandlungstisch<br />

zur Herausgabe von Gebieten zu bewegen, die sich seit mehreren Jahren in ihrer<br />

Hand befanden. Ich drängte Tudjman, die Offensive auf Sanski Most, Prijedor und<br />

Bosanski Novi auszuweiten, Städte, die weltweit zu Symbolen für ethnische<br />

Säuberungen geworden waren. (...) Trotzdem drängte Susak, wie wir wußten, auf<br />

einen schnellstmöglichen Angriff. Ich wies Tudjman darauf hin, daß Banja Luka<br />

eindeutig im serbischen Teil Bosniens liege. Selbst wenn die Fö<strong>der</strong>ation Banja Luka<br />

einnehmen sollte, müßte sie die Stadt bei Friedensverhandlungen unweigerlich<br />

wie<strong>der</strong> an die Serben zurückgeben. Außerdem würde die Einnahme <strong>der</strong> Stadt über<br />

1666<br />

Holbrooke, Meine Mission. S. 250<br />

1667<br />

Zur Illustration, was dies bei <strong>militärischen</strong> Vormarschgeschwindigkeiten bedeutet: <strong>Die</strong><br />

Marschgeschwindigkeit gemäß Warschauer Pakt (WAPA)-Richtlinien (Gemischte Kolonne Rä<strong>der</strong>-<br />

Kette) hatte bei Tag 20 bis 30 Kilometer, bei Nacht 15 bis 20 Kilometer zu betragen. Bei einer Kolonne<br />

Kettenfahrzeuge ging man bei Tag von bis 30 Kilometer, bei Nacht bis 20 Kilometer aus. <strong>Die</strong><br />

Gefechtsgeschwindigkeiten bei NATO und WAPA kann man im Gefechtsmarsch mit Straße 20 bis 30<br />

km/h, Gefechtsmarsch Gelände 15 km/h angeben. Gegen verzögernd kämpfenden Feind gelten 10<br />

km/h, gegen verteidigenden Feind 1,5 km/h. Engelbert Lagler, Kommandantenhandbuch,<br />

„Truppendienst“-Taschenbücher. Band 30 (Wien 1987) 33<br />

1668 Rhode, Srebrenica. S. 340.<br />

1669 Der Spiegel 39/1995, 25. September 1995. S. 174<br />

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