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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Freilassung <strong>der</strong> verbliebenen Geiseln zu tun. 503 Auch wenn die Frage, was hinter<br />

den Kulissen wirklich passiert, im Dunkeln bleibt, heben Beobachter die Tatsache<br />

hervor, daß auf <strong>der</strong> Pressekonferenz am 13. Juni auffällig die Verdienste Stanisics<br />

hervorgehoben werden, „was zeige, daß <strong>der</strong> Einfluß Belgrads in Pale größer sei, als<br />

die serbische bzw. jugoslawische Führung zugeben wolle.“ 504<br />

<strong>Die</strong> französische Staatsspitze ist durch die Geiselnahme ihrer Soldaten und die<br />

kolportierten „Lösegeld“-Zahlungen an die bosnischen Serben nach <strong>der</strong> Geiselkrise<br />

brüskiert. Man muß handeln und die „Grande Nation“ muß wie<strong>der</strong> Stärke zeigen. Als<br />

Antwort auf die Geiselkrise schlägt Frankreich jetzt die Bildung einer Schnellen<br />

Eingreiftruppe vor. Großbritannien zieht unterdessen im zentralbosnischen Vitez<br />

bereits über 700 Soldaten für die erste kampffähige Truppe zusammen. 505 An dieser<br />

Stelle ist ein kleiner Zeit-Rückschritt zum Kulminationspunkt <strong>der</strong> Geiselkrise<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Aber wird sind in Brüssel.<br />

Am 3. Juni, als die Serben noch rund 400 UN-Soldaten in ihrer Gewalt haben,<br />

beschließen die Verteidigungsminister von EU und NATO definitiv die Schaffung<br />

einer schnellen Eingreiftruppe/“Rapid Reaction Force“ (RRF) für Bosnien, bestehend<br />

aus zwei Brigaden. Gemäß Akashi soll die Eingreiftruppe ein integraler Teil von<br />

UNPROFOR sein und in <strong>der</strong> Kommandokette zuerst ihm selbst, dann dem<br />

Oberkommandierenden aller UN-Truppen im ehemaligen Jugoslawien, Janvier, und<br />

schließlich dem Oberkommandierdenen in Bosnien-Herzegowina, Rupert Smith,<br />

untergeordnet sein. Damit ist klar, daß sich das Mandat für die neue Truppe nicht<br />

von von UNPROFOR unterscheiden würde, umsomehr als seitens <strong>der</strong> UN immer<br />

wie<strong>der</strong> betont wird, daß es sich hiebei um keine “Kampftruppe” handle, die offensiv<br />

vorgehen werde. UN-Generalsekretär Boutros Ghali besteht darauf, daß die<br />

Soldaten unter einheitlichem UN-Kommando operieren. 506 Lediglich <strong>der</strong> Selbstschutz<br />

<strong>der</strong> UNPROFOR solle verbessert werden. Der entsprechende Beschluß des<br />

Sicherheitsrates erfolgt am 16. Juni (Resolution 998, gemäß <strong>der</strong>er die Kostenfrage<br />

„später“ entschieden werden sollte) und sieht die Genehmigung von bis 12.500<br />

zusätzlichen Soldaten “unter dem gegenwärtigen Mandat” vor. Im Detail bedeutet<br />

das für die Eingreiftruppe entsprechend eines Memorandums von Boutros-Ghali an<br />

den Sicherheitsrat folgende Aufgaben:<br />

• <strong>Die</strong> Eingreiftruppe tritt unter <strong>der</strong> Flagge <strong>der</strong> Vereinten Nationen auf, doch<br />

operieren die Soldaten in den Uniformen ihrer nationalen Streitkräfte. <strong>Die</strong><br />

Soldaten benutzen we<strong>der</strong> die blauen UN-Helme noch die weißen UN-Fahrzeuge.<br />

503<br />

Corwin, Dubious Mandate. S. 90<br />

504<br />

Archiv <strong>der</strong> Gegenwart, 11. Juli 1995.<br />

505<br />

Der Standard, 2. Juni 1995. S. 1<br />

506<br />

Der Standard, 8. Juni 1995. S. 3<br />

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