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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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zu dieser Kategorie. Hingegen werden ’Schutzzonen’ notfalls auch mit dem Einsatz<br />

militärischer Mittel verteidigt. <strong>Die</strong> UN-Resolution 836 vom 3. Juni 1993 zielte schon in<br />

diese Richtung." 847<br />

Der zweite Problemfall ergibt sich daraus, dass man die entmilitarisierte Zone nur auf<br />

die Stadt Srebrenica beschränkt. So können sich die moslemischen Streitkräfte in<br />

die von ihnen kontrollierten Gebiete außerhalb <strong>der</strong> Stadt zurückziehen und so ihrer<br />

Entwaffnung entgehen. Manche gehen daher davon aus, dass die UN die Moslems<br />

in Srebrenica gar nicht so richtig entwaffnen wollen. <strong>Die</strong> geringe kanadische<br />

Truppenstärke von 143 Soldaten bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Schutzzone 1993<br />

vergrößert das moralische Dilemma <strong>der</strong> ausverhandelten Entmilitarisierung. „Wenn<br />

die Entmilitarisierung scheitern sollte, dann könnten dies die Serben zum Anlaß<br />

nehmen, um ihre Angriffe auf Srebrenica wie<strong>der</strong> aufzunehmen. An<strong>der</strong>erseits - falls<br />

die Entmilitarisierung lückenlos durchgeführt werden würde - wäre es beschämend,<br />

wenn die Serben trotzdem angriffen und die leichtbewaffneten UN-Friedenssoldaten<br />

sich zurückziehen und so die Bevölkerung schutzlos Mladics Truppen überlassen<br />

müßten. Mit dem Konzept <strong>der</strong> 'sicheren Zonen' waren die Enklaven nicht zu<br />

schützen. <strong>Die</strong> Erklärung Srebrenicas zu einer 'UN-Sicherheitszone' war eine<br />

Notlösung, die den Serben ihre Angriffsabsichten für einen Zeitraum zunichte<br />

machte und <strong>der</strong> bedrohten bosniakischen Bevölkerung vorerst ein Überleben<br />

sicherte.“ 848 Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dass diese Notlösung bis zum<br />

Schluß beiden Seiten Vorwand für ihr Handeln geben und die UN schließlich in eine<br />

praktisch unlösbare Situation bringen wird.<br />

Und schon Monate vor dem serbischen Schlußangriff, während <strong>der</strong> Übergabe von<br />

Dutchbat-2 zu Dutchbat-3, die formell am 18. Januar 1995 stattfindet, dringen VRS-<br />

Streitkräfte westlich Srebrenica in die Enklave ein und errichten neue Positionen auf<br />

<strong>der</strong> Linie, auf <strong>der</strong> Dutchbat-2 patrouilliert hatte. <strong>Die</strong> Moslems drängen die<br />

UNPROFOR, den Status quo ante wie<strong>der</strong>herzustellen. Als die eintreffenden<br />

holländischen Einheiten sich nicht in <strong>der</strong> Lage sehen, das zu tun, reagieren die<br />

ABiH-Kommandeure, indem sie <strong>der</strong> UNPROFOR den Zugang zu den betroffenen<br />

Gebieten beschränken, die man Ban<strong>der</strong>a-<strong>Dr</strong>eieck nennt. Am 27. Jänner dann<br />

betreten Soldaten des neuen Durchbat das Gebiet trotz moslemischer Warnungen,<br />

worauf die Moslems ungefähr 100 UNPROFOR-Mitglie<strong>der</strong> vier Tage lang als Geiseln<br />

nehmen. Nach diesem Vorfall patrouilliert Dutchbat-3 nur noch selten im Ban<strong>der</strong>a-<br />

<strong>Dr</strong>eieck. 849 Somit haben die nie<strong>der</strong>ländischen Soldaten bereits nach kurzer Zeit<br />

einen Vorgeschmack, was sie von beiden Seiten <strong>der</strong> Front zu erwarten haben.<br />

847<br />

Ebenda. S. 43<br />

848<br />

Ebenda. S. 53<br />

849<br />

Report of the Secretary-General pursuant to General Assembly Resolution 53/35<br />

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