19.02.2013 Aufrufe

Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ersten zwei Monaten 75 Prozent des des Territoriums von Bosnien erobert, danach<br />

fast nichts mehr. Fast das gesamte serbisch besetzte Gebiet Bosniens war am<br />

Anfang des Krieges von <strong>der</strong> JNA erobert worden.<br />

<strong>Die</strong> Carter-Initiative vom Jahresende 1994 war <strong>der</strong> letzte US-Versuch gewesen, die<br />

Krise ohne den Einsatz umfangreicher militärischer Mittel zu beenden und auf<br />

diplomatischem Weg einen Kompromiß zu finden. <strong>Die</strong> bosnischen Serben hatten<br />

aber in den letzten Kriegsjahren jeglichen Realitätssinn verloren. <strong>Die</strong>s war nicht<br />

zuletzt durch eine sehr gezielte US-Falschinformationspolitik bedingt, die eine<br />

serbische Verschwörungsparanoia entstehen ließ.<br />

Der dreimonatige Waffenstillstand brach im Frühjahr 1995 zusammen. <strong>Die</strong>ser<br />

Umstand wurde auch von den Serben nicht abgelehnt. <strong>Die</strong> strategische Überlegung<br />

<strong>der</strong> USA war, Kroatien nicht zu einer Regionalmacht zu machen - daher auch <strong>der</strong><br />

Befehl zum Stop <strong>der</strong> Offensive in Westbosnien im Oktober 1995. Für die Serben war<br />

<strong>der</strong> Krieg zu diesem Zeitpunkt - Oktober 1995 - nicht nur vor Banja Luka militärisch<br />

verloren. <strong>Die</strong> USA wollten die Lage am Balkan jedoch durch das Entstehen eines<br />

Großkroatien nicht destabilisieren und haben daher stur am Aufteilungsschlüssel<br />

Bosniens von 51:49 festgehalten.<br />

Dayton war im Bewußtsein <strong>der</strong> Serben eine Nie<strong>der</strong>lage - ohne Dayton wäre die<br />

Republika Srpska jedoch jetzt nur Geschichte. Milosevic war verängstigt, daß Dayton<br />

mißlingt. Daher hat er den an<strong>der</strong>en Kriegsparteien beträchtliche Zugeständnisse<br />

gemacht. Im besseren Fall hätte er wahrscheinlich einen Teil von Sarajevo unter<br />

serbischer Verwaltung und einen besseren Status für die Stadt Brcko, mit einer Art<br />

von ‚Benutzungsrecht‘, bekommen können.<br />

Izetbegovic wollte, daß die Verhandlungen von Dayton platzen, um mit US-Hilfe<br />

ganz Bosnien zurückzuerobern. Im Grunde ist Dayton daher für die Serben sehr<br />

positiv, doch verstehen die meisten Serben dies nicht!<br />

Rest-Jugoslawien war von Anfang bis zum Ende des Krieges durch die Armee in<br />

Bosnien direkt involviert, zwischen Bosnien und Rest-Jugoslawien existierte keine<br />

Grenze. <strong>Die</strong> Offiziere <strong>der</strong> bosnischen Serben wurden aus Belgrad bezahlt, die<br />

bosnisch-serbischen Soldaten waren Beamte <strong>der</strong> rest-jugoslawischen Armee. Beim<br />

Zerfall Jugoslawiens wurde die rest-jugoslawische Armee auch in Kroatien und<br />

Bosnien nur umstrukturiert und reduziert. <strong>Die</strong> Erklärung gegenüber <strong>der</strong><br />

internationalen Öffentlichkeit war einfach: ‚Ein Teil Bosniens will die Unabhängigkeit<br />

nicht und muß sich verteidigen!‘<br />

Milosevic hatte kein Interesse an <strong>der</strong> Republika Srpska. Aber er wollte sie als Trumpf<br />

vor allem gegenüber den USA instrumentalisieren, um dann als Friedensbringer<br />

auftreten zu können. Im Falle Kroatiens war dies ähnlich, aber weit weniger<br />

dramatisch.“<br />

488

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!