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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Offensive, die mit Unterstützung durch US-Waffen und -Berater endlich<br />

durchschlagend erfolgreich sein soll.<br />

Bereits seit Ende 1994 beobachten UN-Soldaten Anzeichen, die auf eine Offensive<br />

im Raum Sarajevo hindeuten: Schwer bewachte Lastwagen-Konvois,<br />

Truppenbewegungen in Richtung <strong>der</strong> Stadt, Arbeiten zur Erstellung eines<br />

Telefonnetzes über Land sowie den Ausbau von Verbindungsrouten. 622 Das Ziel<br />

eines Vorstosses im Raum Sarajevo ist vor<strong>der</strong>gründig klar: <strong>Die</strong> Aufhebung <strong>der</strong><br />

Abschnürung <strong>der</strong> Stadt durch die VRS und eine gleichzeitige Demonstration<br />

militärischer Stärke und Durchhaltebereitschaft nach drei Jahren Krieg, als viele<br />

Serben schon kriegsmüde sind. Mit einer de facto-Teilung Sarajevos nach Belfaster<br />

o<strong>der</strong> gar Berliner Modell will sich die moslemische Seite nämlich noch immer nicht<br />

abfinden, wäre dies doch aus ihrer Sicht eine Anerkennung <strong>der</strong> Aggression und ein<br />

Negativ-Modell für das ganze Land. Was den Serben in Sarajevo erlaubt ist, müsste<br />

dann doch überall gestattet sein. Eine Aufteilung <strong>der</strong> Stadt waere für die<br />

moslemische Führung somit wirklich „ein schwerer Schlag für ihre<br />

Gesamtkonzeption” 623 und muß daher aus ihrer Sicht unterbunden werden. Offiziell<br />

steht die Aufhebung <strong>der</strong> Belagerung im Zentrum, die Offensive wird in <strong>der</strong> Folge von<br />

Izetbegovic auch als “Maßnahme zur Verhin<strong>der</strong>ung einer weiteren Strangulierung<br />

<strong>der</strong> Stadt” bezeichnet werden. 624 Daß dies aber vielleicht als Vorwand und<br />

Deckmantel für ein ganz an<strong>der</strong>es Vorhaben dient, auch wenn dies aufgrund <strong>der</strong><br />

mangelhaften Quellenlage nicht zu beweisen ist, ist aus Sicht des Autors sehr<br />

wahrscheinlich. Dazu aber weiter unten.<br />

Faktum ist schon vor Beginn des Angriffs, dass die Konfliktpartien im Balkankrieg mit<br />

<strong>militärischen</strong> Offensiven natürlich häufig primär politische Ziele verfolgen, die<br />

Demonstration <strong>der</strong> Fähigkeit, mit Waffengewalt den Status quo zu verän<strong>der</strong>n. Das ist<br />

in Kroatien so und in Bosnien nicht an<strong>der</strong>s. Deswegen hatten etwa auch HV-Truppen<br />

schon 1993 ihre Januar- und Oktoberoffensiven unternommen, „denn die<br />

notwendige Verbindung <strong>der</strong> nördlichen Teile des Staates mit <strong>der</strong> dalmatinischen<br />

Küste war fast verlorengegangen, und es schien den Truppen wichtig zu zeigen, daß<br />

sie doch imstande sind, mit Waffen einen Erfolg zu erzielen.” 625<br />

622 APA 366, 19. Juni 1995<br />

623 Jens Reuter, Interessenlage und Kriegsziele <strong>der</strong> Konfliktparteien im ehemaligen Jugoslawien. Gibt<br />

es Ansatzpunkte für einen Kompromiß? Südosteuropa, 45.Jhg., 1/1996. S. 10<br />

624<br />

Embassy of the Republic of Bosnia and Herzegovina Washington, D.C., President Izetbegovic:<br />

Army to prevent the further strangulation of Sarajevo, Thursday, 15 June 1995. Internet:<br />

http://www.cco.caltech.edu/-bosnia/embassy/embassy.htm<br />

625<br />

Puhovski, Der Krieg in Bosnien-Herzegowina. S. 308<br />

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