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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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werfen. 1626 Dennoch sind die Moslems mehr als die Kroaten vom Wohlwollen <strong>der</strong><br />

Amerikaner abhängig. Der Fall Sarajevo macht dies deutlich und ein US-Diplomat<br />

spricht es nach Beginn <strong>der</strong> Luftangriffe auf die Serben auch ungeniert aus: “Wir<br />

haben den Bosniaken klargemacht, daß sie sich jetzt zurückhalten müssen. (...) Jetzt<br />

kommandieren wir.” 1627 Viel Handlungsspielraum haben die Moslems somit nicht.<br />

Marschiert wird nicht wie es <strong>der</strong> eigene Generalstab vorgibt, son<strong>der</strong>n wo und wann<br />

es die Amerikaner wollen. <strong>Die</strong> schicken - o<strong>der</strong> lassen schicken - ja bekanntlich auch<br />

die dafür notwendigen Waffen.<br />

In Zagreb hat man es zumindest etwas einfacher. <strong>Die</strong> kroatische Führung kennt<br />

natürlich die auf <strong>der</strong> Hand liegenden Ambitionen <strong>der</strong> Moslems. Und obwohl man<br />

formell verbündet ist, liegt <strong>der</strong> Regierung Tudjman nichts daran, den Moslems mehr<br />

zuzugestehen als unbedingt notwendig. <strong>Die</strong> Kroaten haben eigene Ziele in Bosnien.<br />

Und die heissen primär militärische und politische Absicherung <strong>der</strong> mehrheitlich<br />

kroatischen Westherzegowina und weitestgehendes Herausbrechen aus dem<br />

bosnischen Staat bzw. de facto-Anschluss ans Mutterland, Sicherstellung eines<br />

kontrollierten „Glacis“ gegen die Serben in Westbosnien und damit Störung <strong>der</strong><br />

moslemischen Pläne Richtung Bihac, Kontrolle <strong>der</strong> wichtigen Versorgungsrouten und<br />

Ressourcen in Westbosnien in Richtung Adria, um den moslemischen „Partner“ wie<br />

fast im gesamten Krieg damit nötigenfalls auch im etwaigen Frieden unter <strong>Dr</strong>uck<br />

setzen zu können. Somit ist absehbar, dass ABiH und HV/HVO nach dem<br />

erfolgreichen mehr o<strong>der</strong> weniger gemeinsamen Vorgehen bei <strong>der</strong> „Befreiung“ Bihacs<br />

im August bald daran gehen würden, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. <strong>Die</strong><br />

Serben sind, jetzt auch noch zusätzlich unter dem Eindruck <strong>der</strong> Luftangriffe vor allem<br />

auf ihre Kommunikations- und Versorgungseinrichtungen, auch im September<br />

vorerst weiter auf dem Rückzug.<br />

<strong>Die</strong> kroatische und moslemische Offensive wird unter Ausnutzung <strong>der</strong> NATO-<br />

Luftangriffe jetzt vorangetrieben. Stellenweise kommt es in Westbosnien praktisch zu<br />

einem Zusammenbruch <strong>der</strong> serbischen Front - und es entsteht mehr als nur <strong>der</strong><br />

Eindruck, das dies genau das ist, was vorher mit <strong>der</strong> serbischen Führung paktiert<br />

worden war. Mehr dazu weiter unten. <strong>Die</strong> Aufteilung <strong>der</strong> von ABiH und HV/HVO<br />

eroberten Gebiete sollte nach einer Vereinbarung zwischen Tudjman und<br />

Izetbegovic später auf dem Verhandlungsweg gelöst werden - so soll nach außen hin<br />

zwecks Ruhigstellung des jeweiligen „Partners“ beschwichtigt werden. In Wahrheit<br />

1626<br />

“Im August 1995 war dem I. Korps ABiH das Ausbrechen aus Sarajevo von den USA untersagt<br />

worden, sonst waren Offensiven in ganz Bosnien gestattet - bis zum Erreichen des 51:49 Schlüssels.“<br />

Gespräch mit J. Divjak.<br />

1627 Anonymer US-Diplomat, Profil 36/95, 4. September 1995. S. 49<br />

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