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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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emerkenswerterweise den Namen <strong>der</strong> bosnischen Serben für ihr Gebiet verwendet<br />

und ihnen offensichtlich damit Anerkennung signalisieren will. 1505<br />

Dabei bedient sich Milosevic, <strong>der</strong> sich in wichtigen Fragen bis dahin niemals Blößen<br />

gegeben hatte und von dem auch bis dato keine nennenwerten selbst<br />

unterzeichneten Angriffsbefehle o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e schriftliche Zeugnisse gefunden<br />

sind 1506 , in einem fast brillanten Zug Ende August des alten serbischen Patriarchen<br />

Pavle, mit dem in den Jahren zuvor nicht immer das beste Einvernehmen geherrscht<br />

hatte. 1507 <strong>Die</strong>ser signiert als Quasi-Zeuge und Pate das Dokument mit <strong>der</strong><br />

Vereinbarung gemeinsam mit allen an<strong>der</strong>en und fügt das Zeichen des Orthodoxen<br />

Kreuzes gleichsam als Segen hinzu, was er später, zu spät, bereuen wird, als die für<br />

die Serben erreichten Ergebnisse für ihn nicht ausreichend sind. 1508 Milosevic, <strong>der</strong><br />

jetzt <strong>der</strong> Meinung ist, es sei „absolut notwendig, den Krieg sofort zu beenden und<br />

nicht über Details zu verhandeln“ stützt sich aber jetzt auf den Patriarchen. Ein<br />

weiteres wichtiges Indiz, wie flexibel und rein zielorientiert <strong>der</strong> Techniker <strong>der</strong> Macht<br />

Milosevic agiert und die Ideologen um ihn herum in <strong>der</strong> Hand hat.<br />

Am 30. August informiert Milosevic die Amerikaner von den Papier. <strong>Die</strong>se sind<br />

angeblich “ecstatic”. Das Patriarchen-Papier bedeutet, Friedensverhandlungen<br />

hätten eine Chance bald zu beginnen. Milosevic schlägt eine sofortige internationale<br />

Friedenskonferenz vor. Was aber Milosevics bosnisch-serbische “Freunde” zu <strong>der</strong><br />

Vereinbarung sagen würden, fragt ihn Holbrooke. Der serbische Präsident explodiert<br />

angeblich: “They are not my friends. They are not my colleagues. It is awful just to be<br />

1505 Holbrooke, Meine Mission. S. 170 - 171<br />

1506 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 1995. S. 3<br />

1507<br />

Schon 1993 hatte <strong>der</strong> großserbische Ideologe Pavle die opportunistische Linie Milosevics nicht<br />

mitgetragen. Einmal serbisierte Gebiete aufzugeben, wie Milosevic dies Anfang 1992 in Kroatien mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger getan hatte, war für die Kirche nicht in Frage gekommen. „Als Milosevic beispielsweise<br />

im Vorjahr die Entsendung von UNO-Truppen in die eroberten kroatischen Gebiete zustimmte, mußte<br />

er von <strong>der</strong> Belgra<strong>der</strong> Kirchenführung harte Kritik einstecken. Allzu eilig waren die orthodoxen<br />

Kirchenfürsten in den ‚ethnisch gesäuberten‘ Gebieten mit ihrer Hierarchie und Organisation<br />

nachgerückt.“ Der Standard, 19. November 1993<br />

1508<br />

Von einigen Experten wie etwa Malte Olschewski aus gesehen spielt die serbische Kirche<br />

überhaupt beim Verhältnis zwischen den Serben diesseits und jenseits <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina eine sehr wichtige<br />

Rolle: Olschewski etwa geht davon aus, dass die bosnischen Serben von <strong>der</strong> Kirche als die „echten“<br />

Verteidiger des Serbentums betrachtet werden - Rührt daher auch Zuneigung vor allem zu Mladic, die<br />

unter an<strong>der</strong>em auf einigen Videoaufnahmen, die <strong>der</strong> Autor mit Olschewski analysiert hat, mit Mladic<br />

und kirchlichen Würdenträgern recht deutlich zutage tritt?<br />

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