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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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II. <strong>Die</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen im ehemaligen Jugoslawien 1991-<br />

1994<br />

Nachdem sich Osteuropa zwischen 1989 und 1991 weitgehend friedlich vom<br />

Kommunismus befreit hatte, steht auch die jugoslawische Führung vor dem<br />

politischen Dilemma, einem Systemwandel als nahezu unabwendbar ins Auge<br />

blicken zu müssen. Hatte sich doch auch <strong>der</strong> jahrzehntelang als den<br />

osteuropäischen Nachbarsystemen überlegen propagierte „eigene Weg“ Titos im<br />

sozialistischen Jugoslawien angesichts einer zunehmend prekären wirtschaftlichen<br />

Lage Ende <strong>der</strong> 80er Jahre für die meisten Bürger des Staates ebenfalls als<br />

gescheitert erwiesen. <strong>Die</strong> Führungen in den wirtschaftlich und politisch gewichtigsten<br />

jugoslawischen Teilrepubliken Serbien, Kroatien und Slowenien erkennen dies und<br />

setzen nunmehr eigennützig darauf, das sozialistische durch ein an<strong>der</strong>es Credo zu<br />

substituieren. Vor allem angesichts <strong>der</strong> wirtschaftlichen Zwangslage und <strong>der</strong><br />

eklatanten ökonomischen Disparität zwischen dem reicheren Norden und dem<br />

weitgehend mittellosen Süden des Staates <strong>der</strong> Südslawen („Jugo“ bedeutet<br />

schlichtweg „Süd“) bietet sich für die politischen und <strong>militärischen</strong> Eliten in den<br />

Teilrepubliken die Gelegenheit, mit einem entfachten Nationalismus die<br />

Völkerschaften gegeneinan<strong>der</strong> aufzubringen, sich damit gleichzeitig selbst als<br />

Heilsbringer an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> nationalistischen Bewegungen zu etablieren und<br />

damit die mit dem sozialistischen System schwindenden Privilegien und<br />

Einflußmöglichkeiten politischer wie militärischer Art für sich persönlich und das<br />

bestehende eigene o<strong>der</strong> militärisch zu schaffende zukünftige Staatswesen zu<br />

erhalten.<br />

In einer beson<strong>der</strong>en Situation befindet sich in diesem Transformationsprozess die<br />

Jugoslawische Armee (Jugoslovenska Narodna Armija - JNA), die sich jetzt in ihrer<br />

Rolle und ihrem Status gefährdet sieht. <strong>Die</strong>se Armee, Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre<br />

nominell die viertstärkste in Europa, ist sowohl im Offizierskorps als - aufgrund <strong>der</strong><br />

bevölkerungsmäßigen Dominanz im Staat - auch bei den Mannschaften weitgehend<br />

serbisch dominiert. Gleichzeitig trifft sich dieses serbische Übergewicht mit einer<br />

eindeutig kommunistisch-gesamtjugoslawischen Ausrichtung weiter Teile des JNA-<br />

Offizierskorps sowie <strong>der</strong>en persönlichen und wirtschaftlichen Interessen wie<br />

Zolleinnahmen an den Nordgrenzen. <strong>Die</strong>se Fakten lassen angesichts drohen<strong>der</strong><br />

zentrifugaler Tendenzen die Instrumentalisierung <strong>der</strong> Armee „als Einigerin <strong>der</strong> Völker<br />

Jugoslawiens“ und Garant für den stabilen Fortbestand des Staatswesens aus Sicht<br />

vor allem <strong>der</strong> serbischen Eliten nur logisch erscheinen. Dass die Armee selbst dabei<br />

anfangs wie<strong>der</strong>um nur bedingt mitspielt, ihre Interessen und Ziele autonom verfolgt,<br />

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