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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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X. Ein Massaker, das sich nutzen läßt III - <strong>Die</strong> VRS nimmt<br />

Srebrenica und Zepa (Juli 1995)<br />

“Are Balkan, Central African or Central Asian peoples so locked into ‘ancient hatreds’<br />

that they are inevitably massacre-prone in a way people like ourselves are not? Or is<br />

this just another example of Western ethnocentrism; of a failure to un<strong>der</strong>stand our<br />

own recent history and society and by extension, to make connections, even,<br />

perhaps, to accept our coresponsibility for massacres past and present<br />

elsewhere?” 815 Das ist eine Frage, die man sich angesichts <strong>der</strong> Ereignisse in<br />

Srebrenica am Balkan im Jul 1995 stellen könnte. Woran liegt es, dass es in<br />

manchen Regionen <strong>der</strong> Welt wesentlich stärker als in an<strong>der</strong>en zu Massenmord,<br />

Massakern kommt und warum ist <strong>der</strong> Balkan, praktisch im Herzen des zivilisierten<br />

Europa auch Ende des 20./Beginn des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts noch eine solche Region?<br />

Und warum konkret kommt es in diesen heißen Juli-Tagen des Jahres 1995 genau in<br />

dieser entlegenen Ecke Bosniens zum schlimmsten Verbrechen des gesamten fast<br />

vierjährigen Bosnien-Krieges? Und wer ist dafür verantwortlich? Und, um auch gleich<br />

eine Frage zu stellen, die bei vielen wohl einen Aufschrei hervorrufen wird: Ist da<br />

nicht - bei aller Schuld, die eine Seite mit ihren Aktionen auf sich lädt - einiges<br />

gefaked? War nicht alles vorher ausgedealt? Wird die Weltöffentlichkeit und viele<br />

<strong>der</strong> Betroffenen selbst nicht mehrmals an <strong>der</strong> Nase herumgeführt? Fragen, die sich<br />

zum Teil nur ansatzweise beantworten lassen - aber es ist notwendig und für das<br />

Gesamtverständnis des “Endgames” 1995 wichtig, es zu versuchen. Denn jedes<br />

Verbrechen hat ein Vorspiel, einen Hintergrund und irgendeinen Effekt. So ist es<br />

auch hier. Denn so einfach wie es vielleicht aussieht, ist nichts im Balkan-Krieg des<br />

Jahres 1995.<br />

Es ist wirklich heiß in Ostbosnien in diesen ersten Sommertagen des Jahres 1995<br />

als eine plün<strong>der</strong>nde Gruppe von bosnischen Moslems unter <strong>der</strong> Führung von Zulfo<br />

Tursunovic das serbische Dorf Visnjica, fünf Kilometer westlich des Westrandes <strong>der</strong><br />

Srebrenica-Enklave angreift. Während des Angriff am frühen Morgen des 26. Juni<br />

werden zahlreiche Häuser nie<strong>der</strong>gebrannt und entwe<strong>der</strong> zwei (laut Angaben <strong>der</strong><br />

Moslems) o<strong>der</strong> vier Menschen (laut Angaben <strong>der</strong> Serben) getötet. Und die<br />

moslemischen Einheiten töten nicht nur, sie machen auch Beute, die man in <strong>der</strong><br />

Stadt dringend braucht - ungefähr 100 Schafe werden gestohlen und nach<br />

Srebrenica gebracht. Obwohl <strong>der</strong> Angriff im Vergleich zu den serbischen Angriffen,<br />

die diesem vorausgegangen waren, ein relativ kleiner ist, führt er dennoch zu starken<br />

serbischen Reaktionen. Der bosnisch-serbische Armeesprecher Milutinovic erklärt,<br />

815 Mark Levene, Penny Roberts, The Massacre in History (New York 1999) 2<br />

215

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