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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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von bis zu 80 Prozent in manchen Regionen sind keine Seltenheit. Das<br />

Monatseinkommen liegt dem Vernehmen nach in Bosnien wie in Serbien bei etwa<br />

100 Euro. <strong>Die</strong> Menschen schlagen sich oft mit Schwarzmarktgeschäften durch. Oft<br />

sind sie vom Krieg psychisch o<strong>der</strong> physisch gezeichnet, verkrüppelt, behin<strong>der</strong>t.<br />

Vielmehr aber haben sie Wunden des Krieges zu verarbeiten, die vielfach niemals<br />

heilen werden und damit wahrscheinlich den Grundstein des Krieges in <strong>der</strong> nächsten<br />

Generation legen - so wie es auch in den 90er Jahren schon ist, als man vielfach<br />

gleich Rache an den Tätern von „gestern“ nimmt, vielfach aber auch nicht dazu<br />

kommt und die Genugtuung verschieben muß.<br />

Denn für viele Männer, die gekämpft hatten, gilt auch am Balkan das, was Niall<br />

Ferguson so treffend für den I. Weltkrieg, <strong>der</strong> ja strukturelles „Vorbild“ für den<br />

statischen Grabenkampf in Bosnien ist, darstellt. Für die Männer des Krieges „wurde<br />

die Gewalt zu einer Sucht; und nachdem die Gewalttaten an <strong>der</strong> Westfront<br />

eingestellt worden waren, suchten sie sie an<strong>der</strong>swo. <strong>Die</strong>s gilt auch für Soldaten, die<br />

während des Ersten Weltkriegs in Gefangenschaft geraten waren: <strong>Die</strong> Tschechische<br />

Legion in Rußland stellt hierfür das klassische Beispiel dar.“ 1908 Traurige Geschichten<br />

von männlichen Gewaltexzessen in Heimkehrer-Familien, Alkoholismus, Battle<br />

Stress Disor<strong>der</strong>, Kriminalität und dem Wunsch nach Rache an den Peinigenr von <strong>der</strong><br />

Gegenseite gibt es viele.<br />

Aber auch viele Frauen haben im Krieg ihre Wunden erhalten und schwer gelitten.<br />

Vergewaltigung war die vielfach und zumeist auf extremistischer serbischer Seite<br />

eingesetzte Methode, mit <strong>der</strong> man am Balkan die Frauen physisch und psychisch<br />

verletzen, die Männer demütigen, die Soziostruktur zerstören und die letzten<br />

Standhaften zum Fliehen bringen wollte - vor allem im Krieg gegen die Moslems, die<br />

man mit diesem Vorgehen am schlimmsten zu treffen rechnet. 1909 Über die Zahlen<br />

1908<br />

Niall Ferguson, Der falsche Krieg. Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Deutsche<br />

Ausgabe (Stuttgart 1999) 375<br />

1909<br />

„Daß in diesem Krieg Frauen so grausam wie noch nie zuvor von brutalen Männern zu Opfern<br />

gemacht werden, hat aber auch einen religiösen Hintergrund. <strong>Die</strong> moslemische Gesellschaft ist total<br />

patriarchalisch. Man achtet auf die Ehre <strong>der</strong> Frau, und die Männer sind eifersüchtig. ‚Wenn <strong>der</strong> Mann<br />

nur den Hauch eines Verdachtes hat, daß die Frau möglicherweise freiwillig mitgemacht hat, geht die<br />

Ehe kaputt‘, bestätigt <strong>der</strong> bosnische Arzt Jusuf. Um so infamer ist somit die Vorgehensweise <strong>der</strong><br />

marodierenden serbischen Soldaten. Bei den ersten Vergewaltigungswellen in den Dörfern und<br />

Städten vergewaltigten sie alle Frauen - von zehnjährigen Mädchen bis zu siebzig-, achtzigjährigen<br />

Großmüttern, stets im Beisein ihrer Familienangehörigen. <strong>Die</strong> Botschaft sollte so immer zusätzlich<br />

noch die Väter und Ehemänner <strong>der</strong> Mädchen und Frauen erreichen: Deine Frauen gehören jetzt auch<br />

uns, wir machen mit ihnen, was wir wollen.“ Maria von Welser, Am Ende wünschst du dir nur noch den<br />

Tod. <strong>Die</strong> Massenvergewaltigungen im Krieg auf dem Balkan (München 1993) 14 - 15<br />

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