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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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gegnerische Seite versucht, einen wirklich entscheidenden Schlag zu führen (was für<br />

die ABiH aber in dieser Form noch nicht realistisch ist), o<strong>der</strong> zu versuchen, im Zuge<br />

einer präventiven Offensive die Kontrolle über die Flughäfen, wo logistische<br />

Unterstützung an die ABiH erfolgen könnte, und über die Straßenverbindungen von<br />

den kroatischen Adriahäfen zu den moslemisch kontrollierten Regionen<br />

Zentralbosniens zu erlangen. Angesichts <strong>der</strong> sich abzeichnenden konkreten<br />

kroatisch-moslemischen Kooperation, <strong>der</strong> Bindung starker serbischer Kräfte im<br />

Raum <strong>der</strong> „RSK“ und im Bereich des Posavina-Korridors, <strong>der</strong> keineswegs<br />

gesicherten umfassenden Unterstützung aus Serbien/Jugoslawien sowie <strong>der</strong><br />

konsequenten Kampfkraftverstärkung <strong>der</strong> moslemischen Einheiten dürfte <strong>der</strong> Armee<br />

<strong>der</strong> „RS“ als realistische Option aber lediglich die Verteidigung <strong>der</strong> “befreiten<br />

Territorien” verbleiben. 105<br />

<strong>Die</strong> Zeit des Waffenstillstandes verstreicht ab Jänner 1995 im wesentlichen ohne<br />

substanzielle Verhandlungen über mögliche Friedenslösungen. Wie von vielen<br />

erwartet wird spätestens ab Mitte März die Waffenruhe brüchiger und brüchiger, so<br />

daß sie ab dem 20. März als de facto aufgehoben gelten kann. Neben den nahezu<br />

ständigen Kämpfen um Bihac, vor allem um Velika Kladusa, kommt es seit Ende<br />

Februar auch in Zentralbosnien bei Gradacac und Tuzla zu intensiven Gefechten<br />

zwischen serbischen und moslemischen Truppen. <strong>Die</strong> Angriffe <strong>der</strong> bosnischen<br />

Armee in letztgenannten Räumen dürften als Entlastungsoffensive für das V. Korps<br />

in Bihac unternommen werden, das dort immer stärker unter <strong>Dr</strong>uck <strong>der</strong> serbischen<br />

Kräfte gerät. Als Konsequenz <strong>der</strong> Enwicklung kündigt die moslemische Seite an, im<br />

Falle einer Fortsetzung serbischer Angriffe bei Bihac den ohnedies nur noch formal<br />

geltenden Waffenstillstand aufzukündigen. Ministerpräsident Silajdzic verlautet dann<br />

auch am 21. März wie erwartet, den Waffenstillstand definitiv nicht erneuern zu<br />

wollen. 106<br />

<strong>Die</strong> Eskalation nimmt ihren Fortgang. <strong>Die</strong> Moslems geben sich weiterhin<br />

siegesgewiß: “Man sei, so Oberkommandieren<strong>der</strong> Delic, auf weitere Kämpfe<br />

‘bestens vorbereitet”. 107 Und Delic selbst bestätigt erneut die<br />

Reorganisationsmaßnahmen <strong>der</strong> AbiH, die man wohl nicht durchführen würde, sollte<br />

man auf Frieden sinnen: „Wir haben gegen das Jahresende 1994 die Truppe<br />

beauftragt, die Korps umzuglie<strong>der</strong>n, neue Formationen einzuführen, vor allem<br />

Divisionen, um die Befehlsgebung und Führung zu vereinfachen und um<br />

beweglichere Truppen zu schaffen, Befreiungstruppen, eine neue Art von<br />

105 Ebenda. S. 308<br />

106 Ebenda. S. 308<br />

107 Kurier, 29. April 1995. S. 5<br />

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