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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Man konnte zum Helden, man konnte reich werden. Große Teile <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

waren während <strong>der</strong> Türkenkriege fast immer auf <strong>der</strong> Flucht. Man ließ sich in<br />

vorläufigen Siedlungen nahe <strong>der</strong> Festungen und Heerlager nie<strong>der</strong>. Österreich und<br />

die Osmanen haben am Balkan lange gerungen. Zwischen ihnen standen die<br />

Serben, die einmal für die eine, dann wie<strong>der</strong> für die an<strong>der</strong>e Seite gekämpft haben.<br />

Oft konnte man sie auf beiden Seiten <strong>der</strong> Front finden. Hauptsächlich mit Serben<br />

errichtete Österreich seine Militärgrenze. Hauptsächlich serbische Kin<strong>der</strong> haben die<br />

Türken zu Janitscharen erzogen. Krieger und Abenteurer zu sein, das war ein<br />

aussichtsreicher Beruf am Balkan.“ 12<br />

Als Partner und Mittel zum Zweck bieten sich dabei die vom immer aggressiver und<br />

indifferenzierter werdenden kroatischen Nationalismus (so tauchen im Land immer<br />

öfter Insignien und Abzeichen aus <strong>der</strong> Zeit des faschistischen großkroatischen NDH-<br />

Staates auf, in dem die serbische Bevölkerung brutal verfolgt, interniert und<br />

massakriert worden war) aufgeschreckten und dementsprechend leicht zu<br />

motivierenden Bewohner <strong>der</strong> kroatischen Krajina (im Südwesten des Landes, an die<br />

Bosanska und die Cazinska Krajina mit ebenfalls sehr starkem serbischen<br />

Bevölkerungsanteil grenzend), Nachkommen <strong>der</strong> serbischen Wehrbauern in <strong>der</strong><br />

Donaumonarchie, an. In meist enger und häufig offener Kooperation geht die Armee<br />

ab Juli 1991 mehr o<strong>der</strong> weniger offen gegen kroatische Freischärler und die neue<br />

Kroatische Nationalgarde (HV), die sich zuvor nicht zu knapp mit illegalen<br />

Waffenimporten, primär aus Osteuropa, versorgt hatte, vor.<br />

Können die Kroaten - obwohl zahlenmäßig überlegen - zumindest in <strong>der</strong><br />

Anfangsphase den bisweilen wuchtigen mechanisierten Vorstößen und massierten<br />

Artillerie-Angriffen <strong>der</strong> JNA-Einheiten wenig entgegensetzen (was sich im Sommer<br />

1991 in ständigem Geländeverlust <strong>der</strong> HV wi<strong>der</strong>spiegelt), zeigt sich doch ab<br />

Spätsommer, daß die JNA im gleichen Maße an Substanz verliert wie die kroatische<br />

Armee zunehmend kampfstärker wird. Dazu trägt <strong>der</strong> Faktor bei, daß die serbische<br />

Seite trotz Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zumeist von <strong>der</strong> Bundesarmee bewaffneten<br />

Freischärlerverbände in reguläre Armeeinheiten zu Jahresende 1991 (wie später<br />

auch in Bosnien) unter akutem Personalmangel ebenso wie unter <strong>der</strong> internationalen<br />

Ächtung wegen ihres ungeschickt und ungenügend argumentierten <strong>militärischen</strong><br />

Vorgehens und gewalttätiger Exzesse einiger Einheiten gegen Zivilisten leidet. Vor<br />

allem aber verstehen es die Kroaten bravourös, sich medial als hilflose Opfer zu<br />

verkaufen und die Serben und <strong>der</strong>en Armee als amoklaufende Balkan-Barbaren<br />

hinzustellen. Gleichzeitig ist bald klar, daß entgegen an<strong>der</strong>slautenden Meinungen<br />

12 Malte Olschewski, Der serbische Mythos. <strong>Die</strong> verspätete Nation (München 1998) 417<br />

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