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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Balkan-Experte Gustenau bestätigt. 1320 Gleichzeitig sieht er seine Chance, zum<br />

“Friedensmacher” zu werden, wenn er die Krajina-Serben jetzt fallen läßt. 1995 ist<br />

die Strategie ein voller Erfolg, sechs Jahre später wird sich Milosevic auch wegen<br />

seiner Rolle im Kroatien-Krieg von 1991 bis 1995 wegen Kriegsverbrechen und<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den<br />

Haag verantworten müssen. 1321<br />

Davon kann <strong>der</strong> serbische Präsident aber zu dem Zeitpunkt, als er sich vollkommen<br />

mo<strong>der</strong>at und konziliant gibt, noch nichts ahnen. Zwar stehen serbische Truppen<br />

auch jetzt im August 1995 noch in kroatisch-Ostslawonien, aber diese Frage wird<br />

einer Lösung nicht in Weg stehen, auch wenn es nach Abschluss von “Oluja”<br />

kurzfristig zu militär-politischen Spannungen an <strong>der</strong> Ostslawonien-Front kommt, die<br />

im Sinne <strong>der</strong> Ablenkung vom inszenierten Krajina-Feldzug beiden Seiten durchaus<br />

recht sein dürften. Wirklich ernst zu nehmen im Sinne von gefährlichen und<br />

massiven Aktionen, die alles wie<strong>der</strong>um verschieben könnten, sind die von beiden<br />

Seiten in diesen Tagen in <strong>der</strong> jugoslawisch-kroatischen Grenzregion an Donau und<br />

Save getroffenen Maßnahmen nicht.<br />

Dennoch ist ein kurzer Blick zurück interessant und wichtig für das<br />

Gesamtverständnis: Gleichzeitig zur Operation in <strong>der</strong> Krajina hatte ein kroatischer<br />

Aufmarsch an <strong>der</strong> Front in Ostslawonien, wo im August noch ein belgisches und ein<br />

russisches UN-Battaillon stehen 1322 , eingesetzt. <strong>Die</strong> Mobilisierung <strong>der</strong> HV in <strong>der</strong><br />

Region wird nach dem Abschluß von “Oluja” in einer Stärke aufrechterhalten, <strong>der</strong><br />

jetzt die an sich auf <strong>der</strong> Hand liegende nächste Frage aufwirft, ob nun die Kroaten<br />

auch hier zu einer Offensive ansetzen würden. Überraschend wäre dies aus<br />

militärischer Sicht sicher nicht. Mit rund 30.000 Mann auf kroatischer Seite ist ein<br />

Angriff gegen das real nur rund 10.000 Mann starke XI. Korps <strong>der</strong> Serben sehr<br />

erfolgversprechend - unter <strong>der</strong> Voraussetzung, daß Jugoslawien mit seinen teils<br />

mobilgemachten Verbänden jenseits <strong>der</strong> Donau nicht direkt intervenieren würde. 1323<br />

Manche westliche Militärexperten halten dies aber abseits von den politischen<br />

Absprachen ohnehin für mehr als schwierig, sollte man sich denn direkt engagieren<br />

wollen. Allein aus technischen Gründen, sagen die Experten, würde sich Belgrad<br />

1320<br />

Oberleutnant Gustav Gustenau zufolge hatte die serbische Seite den Krieg im ehemaligen<br />

Jugoslawien “bereits Ende 1991 in Kroatien verloren. Schon damals war es nicht gelungen, die<br />

Kriegsziele zu erreichen und Kroatien in einem schnellen Feldzug nie<strong>der</strong>zuwerfen. Damit war die<br />

Besetzung <strong>der</strong> kroatischen Krajina für die Serben nur noch mit hohen Kosten und politischen und<br />

wirtschaflichen Schwierigkeiten verbunden.” Gespräch mit Oberleutnant Gustenau<br />

1321 Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift dieser Arbeit läuft <strong>der</strong> Prozess gegen Milosevic.<br />

1322 Neue Zürcher Zeitung, 7. August 1995. S. 1<br />

1323 ÖMZ 6/1995, S. 658; nach Vesti vom 23. August 1995. S. 1 und 9<br />

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