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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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hatte die ABiH-Infanterie zertrümmert. Ende Juni herrscht wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Status quo<br />

ante. <strong>Die</strong> Wende, welche die Moslems mit ihren amerikanischen Beratern und<br />

Waffen herbeiführen wollen, ist tatsächlich noch nicht möglich, außer die USA<br />

würden sich endlich „richtig“ in Bosnien engagieren. Das zeichnet sich aber für die<br />

Moslems (noch) nicht ab, sie wissen ja nicht, dass <strong>der</strong> „Endgame“-Plan in<br />

Washington eben im Entstehen begriffen ist. 744 Erst wenn dieser dann an Ende<br />

August umgesetzt wird, wird auch die US-Air Force in Sarajevo die Serben auch<br />

bombardieren. Bis dahin muß man sich mit den Ratschlägen <strong>der</strong> US-Berater<br />

zufriedengeben. <strong>Die</strong>se hatten die Offensive natürlich sofort analysiert und<br />

ausgewertet. <strong>Die</strong> Conclusio: Laut US-Fö<strong>der</strong>ations-Militärberater J. Carter war das<br />

Problem bei <strong>der</strong> Juni-Offensive nach wie vor die mangelhafte Abstimmung zwischen<br />

Infanterie und Artillerie <strong>der</strong> ABiH gewesen. 745 “Nach Ansicht eines an<strong>der</strong>en<br />

internationalen Beobachters hat die bosnische Regierungsarmee viele Fehler<br />

begangen und enorme Verluste erlitten. An<strong>der</strong>erseits habe sie außerordentlich<br />

schnell gelernt und die Or<strong>der</strong> <strong>der</strong> politischen Führung, mit den bosnischen Kroaten<br />

zusammenzuarbeiten, sei sofort umgesetzt worden. Sichtbar wurde die<br />

Unterstützung durch die kroatischen Verbände in <strong>der</strong> vergangenen Woche, als die<br />

HVO-Artillerie serbische Stellungen im Westen von Sarajevo attackierte.” 746 Auch vor<br />

dem Hintergrund <strong>der</strong> aus moslemischer Sicht positiven erneuerten partiellen<br />

Zusammenarbeit mit dem HVO waren die Schlußfolgerungen für die moslemischen<br />

Militärs und Polit-Spitzen ernüchternd. Selbst wenn man 15.000 o<strong>der</strong> mehr Soldaten<br />

wie eben in Sarajevo massiert, ist die Belagerung einer Stadt mit den Mitteln zum<br />

jetzigen Zeitpunkt kaum aufzuheben. Wenn dies für die Hauptstadt gilt, wie trist sieht<br />

dann erst die Situation für die ostbosnischen Enklaven Srebrenica, Zepa und<br />

Gorazde, wo die Verteidiger vor allem bei schweren Waffen noch deutlicher<br />

unterlegen sind, aus? <strong>Die</strong> naechsten Wochen würden auch diese Frage<br />

zuungunsten <strong>der</strong> Moslems beantworten. 747<br />

Der Veteran <strong>der</strong> ersten Kriegsstunden in Sarajevo, Divjak, ist nach dem Scheitern<br />

<strong>der</strong> Offensive alles an<strong>der</strong>e als optimistisch für die ABiH. Er bestätigt damit nüchternrealistisch<br />

den fast allgemein vorherrschenden Eindruck über die gegenwärtigen<br />

Kapazitäten und Fähigkeiten „seiner“ ehemaligen Armee: „Der Krieg werde noch<br />

Jahre weitergehen wie gehabt - zuungunsten <strong>der</strong> Bosnier. ‘Wie haben zwar gut<br />

ausgebildete junge Kräfte, die einen Keil in die serbischen Linien schlagen können.<br />

Aber die Truppen, die diese Linie dann halten sollen, haben <strong>der</strong> schweren Artillerie<br />

744<br />

S. Kap. IX.<br />

745<br />

Rathfel<strong>der</strong>, Sarajevo und danach. S. 239<br />

746 APA 366, 19. Juni 1995<br />

747 S. Kap. X.<br />

197

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