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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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<strong>Die</strong> Kroaten hatten somit binnen eines Tages einen Sieg auf allen Ebenen<br />

eingefahren. Als <strong>der</strong> Waffengang zu Ende ist, sind 5.000 Krajina-Soldaten ohne<br />

große Kämpfe in Gefangenschaft geraten o<strong>der</strong> geflüchtet. Auch die Garnison von<br />

Pakrac, die bis zum Donnerstag, dem 4. Mai, in Schützengräben aushält, zieht am<br />

Ende die weiße Fahne auf - es ist die größte Massenkapitulation von Serben seit<br />

Ausbruch des Kriegs mit Kroatien. Verraten fühlen sich serbische Flüchtlinge, die in<br />

Bosnien unterkommen. „In kilometerlangen Kolonnen flüchteten sie auf Traktoren<br />

und zu Fuß nach Bosnien. <strong>Die</strong> kroatischen Tiefflieger, behautet Slavka, ‘schossen<br />

ohne Rücksicht auf Alte und Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kolonne.’ Es habe mehrer hun<strong>der</strong>t Tote<br />

gegeben. (...) <strong>Die</strong> Moral <strong>der</strong> serbischen Armee, flüstert ein 21jähriger Soldat, (...) sei<br />

vor Pakrac und Okucani zusammengebrochen. Viele Kameraden seien Hals über<br />

Kopf geflohen, als die Kroaten ihre Angriffe begannen. Während die Kämpfer seit<br />

Monaten keinen Sold mehr erhielten, hätten die serbischen Politiker Millionen Dollar<br />

auf eigene Konten geschaufelt.” 275<br />

<strong>Die</strong>se besagten Spitzen <strong>der</strong> „RSK“ versuchen naturgemäß gleichzeitig und wie so oft<br />

in den Balkan-Kriegen, das von den Kroaten verursachte Flüchtlingsdrama zu<br />

nutzen. Gemäß Angaben von Krajina-”Außenminister” Milan Babic in einem Brief an<br />

Boutros-Ghali hält die HV am <strong>Die</strong>nstag, 2. Mai, in Pakrac rund 6.000 Zivilisten<br />

umzingelt und geht gegen diese “massiv” mit Artillerie und Infanterie vor. 276 Aber die<br />

serbische Führung <strong>der</strong> Krajina spielt ebenso mit falschen Karten wie die kroatische<br />

Spitze. Schon vor <strong>der</strong> Ankunft <strong>der</strong> HV-Einheiten waren die einheimischen Serben in<br />

Westslawonien nämlich von ihren eigenen politischen und <strong>militärischen</strong> Führern<br />

selbst aufgefor<strong>der</strong>t worden, sich nach Bosnien zurückzuziehen. Mindestens 15.000<br />

(und somit die Mehrheit des weitgehend entvölkerten Gebiets) kommen dieser<br />

Auffor<strong>der</strong>ung nach. Aus Sicht <strong>der</strong> serbischen Führung ist die Intention klar - einen<br />

riesigen Flüchtlingstreck kann man medial immer gut nutzen. Der Effekt freilich ist<br />

auf allen Ebenen gering und vielmehr eine Belastung für die ohnehin ausgepowerten<br />

bosnisch-serbischen Gebiete, denen dieser Exodus nur theoretisch einen neuen<br />

„Boost“ an Menschen und Waffenmaterial verspricht. <strong>Die</strong> Realität ist einfach, die<br />

Heimat, die kroatische Krajina, ist verloren, für serbisch-Bosnien zu kämpfen,<br />

interessiert kaum jemanden. Folglich sind nur wenige dieser kroatischen Serben<br />

geneigt, „sich als Soldaten für die bosnisch-serbische Sache einzusetzen.” 277<br />

Gleichzeitig will auch Karadzic den Exodus <strong>der</strong> Serben aus Westslawonien in „seine<br />

275<br />

Der Spiegel 19/1995. S.138<br />

276<br />

Tanjug-Meldung vom 3. Mai 1995: Krajina Foreign Minister sends letter to U.N. Secretary-General.<br />

In: Permanent Mission of the Fe<strong>der</strong>al Republic of Yugoslavia to the United Nations. Yugoslav Daily<br />

Survey, May 3, 1995. S. 2<br />

277<br />

Malcolm, Geschichte Bosniens. S. 302<br />

87

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