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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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militaerischen Spitze ihrer Glaubensgemeinschaft und rühmen sich heute noch <strong>der</strong><br />

Verteidigung eines einheitlichen Bosniens. 1903<br />

<strong>Die</strong> meisten <strong>der</strong> ins Land strömenden “Kämpfer” haben aber weniger “große Ideale”<br />

im Krieg o<strong>der</strong> den “Endsieg” <strong>der</strong> eigenen “Sache” im Sinn, son<strong>der</strong>n den Profit, <strong>der</strong><br />

nabenb den Kämpfen dabei abfällt. Kurz, man will sich an <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

bereichern. Das, was die Staatsspitzen auf allen Seiten tun, passiert im Kleinen auch<br />

ganz unten, wie auch Paolo Rumiz treffend beschreibt. 1904 Und so sind auch die<br />

Taten <strong>der</strong> meisten Extremisten auf den bosnischen und kroatischen<br />

Kriegsschauplätzen zu bewerten. Das Schlachten ist lediglich ein Nebenprodukt des<br />

Raubens. Gehen die verängstigten Menschen von selbst, braucht man sie nicht<br />

1903<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass jene Bosnier, die ursprünglich aus Sandzak gekommen waren, an <strong>der</strong><br />

Verteidigung Bosniens und Herzegowinas während <strong>der</strong> Angriffe zwischen 1992 und 1995<br />

teilgenommen hatten, war für das Überleben des bosnischen Staates und des bosnischen Volkes von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung gewesen, heißt es sinngemäß etwa im Programm <strong>der</strong> “Patriotic Party of<br />

Bosnia and Herzegovina”, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em Sefer Halilovic nahesteht. S. 18<br />

1904<br />

„Überall waren die Raubzüge integraler Bestandteil <strong>der</strong> ethnischen Säuberung. An einigen Orten<br />

wurde sogar ein ‚Büro für Bevölkerungstausch‘ eingerichtet, ein Euphemismus dafür, daß man die<br />

Menschen enteignete, sie aber wenigstens am Leben ließ. Viele Menschen wurden daran gehin<strong>der</strong>t zu<br />

fliehen, bevor sie nicht ein Papier zur Abtretung all ihres Besitzes unterschrieben hatten. Häuser,<br />

Autos, Geschäftslizenzen, Geld, Nippes, Luxusgegenstände, Schmuck - alles überließen die<br />

Fliehenden im Tausch gegen das nackte Leben den skrupellosen lokalen Banditen, die oft<br />

Strohmänner für einen Kapo waren, dessen Spuren woan<strong>der</strong>shin führten. Emsige Notare und Anwälte<br />

zeichneten die Urkunde gegen, und erst dann konnten die Ärmsten aufbrechen, oft zu Fuß und ohne<br />

einen Pfenning in <strong>der</strong> Tasche. 1993 entwickelte sich in dem kroatischen Städtchen Imotski im rauen<br />

Hinterland von Split <strong>der</strong> neue Modesport, Blitzüberfälle in die muslimischen Dörfer hinter den Bergen,<br />

in Bosnien, zu unternehmen und sie ohne große Umstände auszurauben. Heute - während das übrige<br />

Kroatien, erschöpft durch die Kriegsanstrengungen, darnie<strong>der</strong>liegt - fließt dieses unbekannte Dorf über<br />

vor Geld und ist einer <strong>der</strong> größten Devisenmärkte auf dem Balkan. In Bajina Basta am rechten Ufer<br />

<strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina war <strong>der</strong> beliebteste Zeitvertreib bis 1995 das ‚Kriegs-Weekend‘ in Bosnien: Muslime töten<br />

und Autos, Traktoren, Geld und Kleidung organisieren - Raubzüge in industriellem Maßstab also.<br />

Tatsache ist, daß schon in den achtziger Jahren das Wirtschaftssystem Jugoslawiens - die<br />

Lotterwirtschaft <strong>der</strong> Arbeiterselbstverwaltung - zu einer kollektiven <strong>Die</strong>berei geworden war. Eine Klasse<br />

von Privilegieren - Nomenklatura, Armee, Polizei, Leiter von Banken und Staatsbetrieben - hatte unter<br />

dem Schutzschild <strong>der</strong> Planwirtschaft ein engmaschiges Bestechungssystem aufgebaut. Und wenn das<br />

schon Raub war, dann war - im Fall Exjugoslawiens - <strong>der</strong> Krieg die endgültige Entartung, vielleicht das<br />

notwendige Ventil <strong>der</strong> Korruptionswirtschaft, o<strong>der</strong> kam dem zumindest gefährlich nahe. Es ist eine<br />

Tatsache, daß man in Kriegszeiten besser rauben kann...“ Rumiz, Masken für ein Massaker. S. 168 -<br />

169<br />

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