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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Stimmung bestanden hatte weil die damalige JNA von Bosnien aus gegen Kroatien<br />

operiert hatte und Izetbegovic und die Moslems dagegen angeblich nichts getan<br />

hatten. <strong>Die</strong>se Vorwürfe waren bisweilen direkt von Tudjman erhoben worden und<br />

hatten ihm wohl auch mit als Begründung dafür gedient, „später die Allianz mit den<br />

Muslimen aufzukündigen und die radikalen Kroaten <strong>der</strong> Hercegovina zu<br />

unterstützen.“ 1660 Auch gegen moslemische Offiziere waren die Kroaten bisweilen<br />

offen aufgetreten, weil manche wie etwa Sefer Halilovic laut kroatischen Angaben<br />

1991 noch in den Reihen <strong>der</strong> JNA an Einsätzen in Kroatien teilgenommen hatten.<br />

Aber diese Aversionen sind nicht <strong>der</strong> wahre und wirklich relevante Hintergrund für<br />

das Einstellen des Vormarsches <strong>der</strong> HV.<br />

In Wahrheit stellen die Kroaten auf <strong>Dr</strong>uck <strong>der</strong> Amerikaner ihren Vormarsch auf Banja<br />

Luka ein. <strong>Die</strong> Versionen und Einschätzungen darüber gehen zum Teil stark<br />

auseinan<strong>der</strong>. Dennoch soll versucht werden, das Zustandekommen dieser<br />

Entscheidung zu rekonstruieren und zu erklären. <strong>Die</strong> Frage Banja Luka steht dabei<br />

zumindest symbolisch im Zentrum des Prozesses. <strong>Die</strong> Moslems wollen die Stadt<br />

einnehmen, die bosnischen Serben wollen sie behalten, die Kroaten bieten sie als<br />

Tauschobjekt an, die Serben in Belgrad sehen Banja Luka als <strong>Dr</strong>uckmittel - und die<br />

USA sind <strong>der</strong> Broker bei dem Geschäft, das wie<strong>der</strong>um alle schlucken sollen.<br />

Mitte September hatten die Amerikaner erkannt, dass eine Fortsetzung des<br />

moslemischen und vor allem des kroatischen Vormarsches die Situation außer<br />

Kontrolle geraten lassen und das „Endgame“ gefährden könnte, wenngleich das<br />

Holbrooke-Team gemäß seiner eigenen Erinnerungen die Gefahren eines direkten<br />

<strong>militärischen</strong> Eingreifens Belgrads generell als gering eingeschätzt - wozu es<br />

allerdings keiner beson<strong>der</strong>en analytischen Fähigkeiten o<strong>der</strong> Geheiminformationen<br />

bedarf. Dennoch ist Holbrooke geneigt, die Zügel nicht aus <strong>der</strong> Hand zu lassen:<br />

„Jeden Morgen erreichte die führenden Regierungsmitglie<strong>der</strong> in Washington ein<br />

‚täglicher Geheimdienstbericht‘ mit neuen Warnungen über die mit <strong>der</strong> Offensive<br />

verbundenen Risiken. Nach Ansicht <strong>der</strong> ‚Experten‘ stieg mit zunehmendem Erfolg<br />

<strong>der</strong> muslimisch-kroatischen Offensive die Gefahr, daß die reguläre jugoslawische<br />

Armee erneut in den Krieg eingriff. <strong>Die</strong>se Einschätzung basierte allerdings nicht so<br />

sehr auf geheimen Informationen über die Pläne <strong>der</strong> jugoslawischen Armee, als auf<br />

dem überholten Glauben <strong>der</strong> Geheimdienste an die drückende militärische<br />

Übelegenheit <strong>der</strong> Serben und ihre innere Geschlossenheit. Zu Beginn <strong>der</strong><br />

diplomatischen Mission hatte unser Team diese Einschätzung weitegehend geteilt.<br />

Mitte September, nachdem wir mehr Zeit mit <strong>der</strong> serbischen Führung verbracht<br />

hatten als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Amerikaner, revidierten wir unsere Meinung. Wir kamen zu<br />

dem Schluß, daß Milosevic die bosnischen Serben ebenso wie die Krajina-Serben<br />

1660 Meier, Wie Jugoslawien verspielt wurde. S. 371<br />

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