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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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tun. Srebrenica und Zepa sind weg von <strong>der</strong> Landkarte und die Serben weg aus<br />

Kroatien. <strong>Die</strong> Waffenlieferungen an die Moslems laufen heimlich weiter, wenngleich<br />

es die ABiH trotz des Zuwachses an Gerät noch im Juni nicht geschafft hatte,<br />

Sarajevo aus eigener Kraft aus dem Belagerungsgriff <strong>der</strong> VRS zu befreien. Noch<br />

immer ist aber auch kein gänzliches Gleichgewicht zwischen <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>ation und <strong>der</strong><br />

„RS“ hergestellt, die Serben halten nach wie vor weit mehr als die im<br />

Kontaktgruppenplan seit 1994 für sie vorgesehenen 49 Prozent - und sie sind nicht<br />

geneigt, sich freiwillig aus militärisch eroberten Gebieten zurückzuziehen. Der <strong>Dr</strong>uck<br />

muß erhöht werden, den von Holbrooke zu führenden Gesprächen muß jetzt mit<br />

etwas „Handfestem“ Nachdruck verliehen werden.<br />

Und die Amerikaner steigern wie gesehen am letzten August-Wochenende den<br />

<strong>Dr</strong>uck auf die bosnischen Serben kontinuierlich, vorerst noch verbal. Holbrooke gibt<br />

am besagten Sonntag zu erkennen, daß aus amerikanischer Sicht vor allem die<br />

Serben für das bisherige Scheitern <strong>der</strong> Friedensbemühungen verantwortlich seien -<br />

sozusagen eine Art von Aufbau einer Erwartungshaltung, dass gegen diese daher<br />

etwas unternommen werden müsse. <strong>Die</strong> USA seien daher im Verein mit <strong>der</strong> NATO<br />

gewillt, die Serben militärisch anzugreifen, sollten diese dem Friedensplan nicht in<br />

den nächsten zwei Wochen zustimmen. Holbrooke bekräftigt, daß er damit<br />

ausdrücklich Luftangriffe meine. Deutlicher noch als Holbrooke werden Beamte <strong>der</strong><br />

Administration. In zahlreichen Interviews behaupten sie, die USA seien willens, die<br />

NATO zu einer neuen Runde von Luftschlägen zu führen, falls die Serben den<br />

Friedensprozeß weiterhin blockierten. Laut “New York Times” ist auch von einem bis<br />

zu sechsmonatigen Bombardement die Rede. 1377<br />

Der Auftrag an Holbrooke aus Washington ist klar: Frieden auch unter Einsatz<br />

militärischer Mittel, die die geringsten Verluste bringen und dennoch ein Höchtsmaß<br />

an Effizienz - Luftschläge. 1378 Dabei muß man sich von <strong>der</strong> europäischen Linie <strong>der</strong><br />

Embargo-Aufrechterhaltung, neutralen Blauhelme und rein humanitärer Hilfe<br />

verabschieden. 1379 Denn <strong>der</strong> Clinton-Administration beginnt die Zeit davonzulaufen.<br />

1377 Neue Zürcher Zeitung, 29. August 1995. S. 1<br />

1378<br />

<strong>Die</strong> öffentliche Meinung darf dabei gerade in Vorwahlzeiten natürlich nicht unterschätzt werden.<br />

<strong>Die</strong>se hatte sich in den USA bis zum Sommer 1995 gewandelt. Im Juni hatten 65 Prozent <strong>der</strong><br />

amerikanischen Bevölkerung die Unterstützung einer UN-Umgruppierung durch US-Bodentruppen<br />

unterstützt, 59 Prozent waren für die Hilfe an die UN-Einheiten bei einem Abzug durch G.I.‘s gewesen.<br />

Demgegenüber waren nur 40 Prozent für eine kombinierte NATO-Aktion zur Bestrafung <strong>der</strong> Serben<br />

gewesen. Demzufolge scheint auch aus Sicht <strong>der</strong> öffentlichen Akzeptanz ein Bombenkrieg zur<br />

(offiziellen) Befreiung Sarajevos und Unterstützung <strong>der</strong> bedrängten UN-Einheiten die gangbarste<br />

Variante, da <strong>der</strong> Einsatz von Bodentrupen jedenfalls zu riskant ist. Time, June 12, 1995. S. 27<br />

1379<br />

Charles Lane, Call to arms. In: Mousavizadeh (Hg.), The black book of Bosnia. S. 143<br />

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