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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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ewirkt. General Mladic hat offenbar erkannt, daß er seine Truppen am Ende nicht<br />

mehr nach Belieben hin und her bewegen konnte. Er hatte praktisch keine<br />

Verbindung mehr zu seinen Verbänden. Ihre Moral wurde schwer getroffen. Es ist<br />

dagegen nicht leicht ein mo<strong>der</strong>nes Luftverteidigungssystem komplett auszuschalten.<br />

Da fliegt ja nicht ein festes Gebäude in die Luft, daß sich so bald wie<strong>der</strong> aufbauen<br />

ließe. <strong>Die</strong> Raketenwerfer sind mobil, Funkmasten und Relaisstationen sind schnell<br />

zu ersetzen. In dem bergigen Gelände lassen sich die Einzelteile dieses tief<br />

gestaffelten Systems nur schwer aufspüren. Vollständig werden wir das aus <strong>der</strong> Luft<br />

wohl nie zerstören. Deshalb spreche ich nur von mittleren Schäden. (...) Sämtliche<br />

Mechnismen einer multinationalen Streimacht, die in 40 Jahren aufgebaut wurde,<br />

haben funktioniert. In Bosnien haben sie die neue Nato in Aktion gesehen: Sie<br />

operierte außerhalb ihres ursprünglichen Einsatzgebietes, unterstützte den Uno-<br />

Sicherheitsrat und half bei <strong>der</strong> Durchsetzung politischer Ziele im<br />

postkommunistischen Europa.” 1606 Und hier ist das Stichwort wie<strong>der</strong>: „Politische<br />

Ziele“. Nicht oft genug kann darauf verwiesen werden, dass Operation „Deliberate<br />

Force“ eine politische Aktion mit <strong>militärischen</strong> Mitteln gewesen war, bei <strong>der</strong> es um<br />

das Erreichen eines Verhandlungsergebnisses durch die und während <strong>der</strong> Angriffe<br />

gegangen war. <strong>Die</strong> Schäden in <strong>der</strong> „RS“ sind daher begrenzt und wie es <strong>der</strong> Absicht<br />

<strong>der</strong> US-Regisseure entspricht, auf Teilbereiche wie die Kommunikation konzentriert.<br />

Truppenkonzentrationen und schwere Einheiten <strong>der</strong> VRS bleiben - abgesehen von<br />

den quantitativ geringen Einbussen durch Angriffe <strong>der</strong> RRF - weitgehend intakt und<br />

werden schon Ende September an <strong>der</strong> Nordwestfront durchaus nennenswert wie<strong>der</strong><br />

im Einsatz stehen. <strong>Die</strong> persönlichen Gespräche des Autors mit Experten über die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> fast zweiwöchigen Luftangriffe bestätigen dies fast durchwegs.<br />

Gustav Gustenau bezeichnet zwar die Operation <strong>der</strong> NATO für die Serben als<br />

„vernichtend“, sagt aber gleichzeitig, dass dabei bis zu 70 Prozent <strong>der</strong> <strong>militärischen</strong><br />

Nachschub-, Nachrichten- und sonstigen Linien durch das Bombardement<br />

zerschlagen worden seien. 1607 Nun ist natürlich klar, dass ohne die logistische<br />

Unterstützung, die „Heimatfront“ bzw. das „Hinterland“ keine mo<strong>der</strong>ne Armee wirklich<br />

lang und effektiv kämpfen kann, gleichzeitig erwähnt auch Gustenau keine Schäden<br />

an Truppe und schweren Waffen. Vielmehr ist er <strong>der</strong> Meinung, dass die serbische<br />

Armee ohnehin knapp vor dem Kollaps gestanden war. Zum Zeitpunkt des USamerikanischen<br />

<strong>militärischen</strong> Eingreifens sei <strong>der</strong> bosnische Krieg bereits „de facto<br />

durchgekämpft“ gewesen. <strong>Die</strong> Serben haetten im Frühjahr und Sommer noch einmal<br />

die letzten Kräfte mobilisiert (Stichwort Srebrenica und Zepa), alles auf eine Karte<br />

gesetzt, „da sie wußten, daß sie einen längeren Krieg nicht mehr durchhalten und<br />

1606 Der Spiegel 39/1995, 25. September 1995. S. 176<br />

1607 Gespräch mit G. Gustenau.<br />

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