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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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UN später zugeben 822 - nie wirklich passiert, was in <strong>der</strong> Folge einen wesentlichen<br />

Mosaikstein für die Ereignisse des Sommers 1995 bilden wird.<br />

Denn Srebrenica ist für die Serben in mehrere Hinsicht lästig. <strong>Die</strong> Stadt liegt erstens<br />

- wie ein Blick auf die Karte zeigt - nur wenige Kilometer von <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina entfernt im<br />

Zentrum eines nach Westserbien hineinspringenden bosnischen Landbalkons und<br />

war für die Serben demgemäß zu Beginn des Krieges an sehr leicht einzuschließen<br />

gewesen, obwohl Ostbosnien eine moslemische Bevölkerungsmehrheit hat. Das ist<br />

wichtig und birgt die „politische Dimension des Kampfes in Ostbosnien. Für die<br />

serbischen und muslimischen Politiker sind Srebrenica, Gorazde und die an<strong>der</strong>en<br />

ostbosnischen Muslim-Enklaven von zentraler strategischer Bedeutung. Sie bilden<br />

einen wichtigen muslimischen Brückenkopf zu den muslimischen im südserbischen<br />

Sandjak und von da aus weiter zu den muslimischen Albanern in Kosovo und<br />

Mazedonien. Nicht von ungefähr hat die muslimische Partei SDA auf ihrem letzten<br />

Kongreß vor Kriegsbeginn den Beschluß gefaßt, Ostbosnien bis zur <strong>Dr</strong>ina schnell<br />

und massenweise mit Muslimen zu besiedeln. Ein Parteitagsbeschluß, wohlgemerkt,<br />

<strong>der</strong> die Schaffung, eines möglichst großen muslimischen Siedlungsgebietes zum Ziel<br />

hatte. Und nicht von ungefähr haben radikale serbische Einheiten gleich zu Beginn<br />

des Krieges die muslimische Bevölkerung aus Ostbosnien am gründlichsten<br />

vertrieben - bis auf eben die Enklaven, die weiterhin konfliktträchtig blieben.“ 823 So<br />

sollten die ostbosnischen Moslem-Enklaven bis zum Kriegsende für alle Seiten ein<br />

Problem darstellen. Denn in drei Jahren Belagerung war es den VRS-Einheiten bis<br />

zum Sommer 1995 ebensowenig wie im Fall Zepa und Gorazde gelungen,<br />

Srebrenica wirklich einzunehmen. Dafür fehlen die guten und zahlenmässig<br />

ausreichenden infanteristischen Kräfte, die man einfach nicht hat.<br />

Das bringt aber das zweite Problem. <strong>Die</strong> Belagerung <strong>der</strong> Enklave bindet im<br />

Verhältnis zur Gesamttruppenstärke weit mehr Kräfte <strong>der</strong> VRS als <strong>der</strong> ABiH, was<br />

sich die zahlenmäßig ohnehin schwachen serbischen Kräfte nicht wirklich leisten<br />

können. Denn generell, vor allem aber im ohnehin strukturschwachen Ostbosnien,<br />

sind die serbischen Gebiete Bosniens 1995 stark entvölkert. Allgemein wird<br />

geschätzt, daß im Frühjahr 1995 nur noch höchstens 700.000 Serben in den von <strong>der</strong><br />

822<br />

Militärische Einrichtungen befinden sich auch in an<strong>der</strong>en Schutzzonen: das Hauptquartier des II.<br />

Korps ABiH ist im Stadtzentrum von Tuzla; Fabriken, die Munition, Chemikalien und an<strong>der</strong>e Produkte<br />

für <strong>militärischen</strong> Gebrauch erzeugen können, liegen in Tuzla und Gorazde; und Sarajevo ist überhaupt<br />

Standort des ABiH-HQ und des zumindest formal existierenden gemeinsamen moslemischkroatischen<br />

Oberkommandos. Safe Areas. Report of the Secretary-General pursuant to Security<br />

Council Resolution 959 (1994). 123<br />

823<br />

Mira Beham, <strong>Die</strong> Medien als Brandstifter. In: Klaus Bittermann (Hg.), Serbien muß sterbien (Berlin<br />

1994) 131<br />

217

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