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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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exportiert wurde. Lokal hergestellte Haushaltskeramik charakteristisch<br />

kretisch- minoischer, sich deutlich von den einheimischen kleinasiatischen<br />

unterscheidender Typen sowie die Indizien für eine<br />

Administration minoischer Prägung sprechen aber für die Präsenz von<br />

Zuwanderern aus Kreta, entweder von Kaufleuten in einer ‚Händlerkolonie’<br />

wie den gleichzeitigen assyrischen Karums im zentralen Anatolien<br />

oder von einer Elite, die in einer ‚Kolonie’ eine einheimische<br />

Bevölkerung beherrschte. Die materielle Kultur von Milet IV, der Siedlung<br />

des Endes der mittleren und des Beginns der Spätbronzezeit<br />

(ca. 1750/1720-1445/1415 v. Chr.), ist fast ausschließlich kretischminoischen<br />

Charakters, so ca. 95% der Keramik, darunter die gesamte<br />

Haushaltsware, Zeugnisse von Religion und Kult (s. u. II A 1),<br />

Freskomalerei, Siegel, Schrift, Gewichtssystem. Entweder hatte sich<br />

die einheimische Bevölkerung in einem Akkulturationsprozess vollständig<br />

assimiliert, oder der Charakter der minoischen Präsenz hatte<br />

sich verändert, und größere Zuwanderergruppen hatten sich in Milet<br />

niedergelassen. Milet IV wurde in der zweiten Hälfte des<br />

15. Jh. v. Chr. zerstört, in Milet V (ca. 1445/14-1320/1300 v. Chr.)<br />

und VI (ca. 1320/1300-1090/1060 v. Chr.) lösten – mit ähnlichen Indizien<br />

wie die für die vorhergehende minoische Präsenz – mykenische<br />

Griechen die Minoer ab.<br />

Nach Abschluss der Grabungen erfolgt nun das systematische Studium<br />

der Grabungsfunde aus den alten und den neuen Grabungen für<br />

die Publikation. Dabei sind die Fragen nach Zentrum und Peripherie in<br />

der minoischen und mykenischen Welt und nach Akkulturationsprozessen,<br />

die Rolle des prähistorischen Milet während der verschiedenen<br />

Epochen im Austausch zwischen Kleinasien und der Ägäis sowie<br />

die Gegenüberstellung der archäologischen Ergebnisse und der Informationen,<br />

welche die mykenischen und vor allem die hethitischen<br />

Texte zu Milet/Millawanda enthalten, von besonderer Bedeutung.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

Im prähistorischen Milet konnte eine Schichtenabfolge ergraben<br />

werden, welche die Geschichte Milets von der ersten Ansiedlung im<br />

späten Chalkolithikum (2. Hälfte des 4. Jts. v. Chr.) bis zum Ende<br />

der Bronzezeit (11. Jh. v. Chr.) umfasst. Ein interessantes Phänomen<br />

stellen die Indizien für die Präsenz ‚minoischer’ Kreter in Milet<br />

III-IV (19.-15.Jh.v.Chr.) dar, die eine Bestätigung für die historische<br />

Realität der „Thalassokratie des Minos“, d.h. eines von Kreta<br />

beherrschten Seereiches in der Ägäis liefern. V-VI (14.-<br />

13. Jh.v. Chr.) zeigen dagegen enge Verbindungen mit dem ‚mykenischen’<br />

griechischen Festland auf, ‚Mykenische’ Griechen bildeten<br />

allem Anschein nach die herrschende Schicht. Sowohl für die<br />

minoische als auch für die mykenische Phase wird den Fragen nach<br />

dem Verhältnis von Zentrum und Peripherie nachgegangen, weiterhin<br />

der Rolle Milets im Austausch zwischen Kleinasien und Griechenland.<br />

Eine interessante Perspektive eröffnet dabei der<br />

Vergleich zwischen dem archäologischen Befund und den hethitischen<br />

Quellen zu Westkleinasien.<br />

Projektlaufzeit<br />

1994-2015<br />

Betreuung<br />

Prof. Dr. Wolf-Dietrich Niemeier<br />

Kooperationspartner<br />

Abteilung Istanbul des DAI<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 202

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