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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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tischen Gesellschaft auf die Vergangenheit des eigenen Landes verhandelt<br />

werden. Dies ist nicht nur ein modisches Postulat einer postkolonialen (n.b.<br />

europäischen) Wissenschaft. In der Arbeit eines <strong>Institut</strong>s, das in Ägypten<br />

angesiedelt ist, ist die Virulenz solcher Debatten alltäglich präsent. Deshalb<br />

kann Archäologie in Ägypten nicht ohne Aufklärung dieser Sachverhalte betrieben<br />

werden. Wissenschaftsgeschichte ist so eine notwendige Dimension<br />

der archäologisch-historischen Arbeit.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 79<br />

Es versteht sich, dass es dabei nicht um die antiquarische Verwaltung der<br />

Vergangenheit der eigenen <strong>Institut</strong>ion oder um einen selbstzufriedenen<br />

Blick auf früher Geleistetes gehen kann. Es geht vielmehr darum, die Rahmenbedingungen<br />

aller Perspektiven auf die Geschichte Ägyptens kritisch<br />

aufzuklären und so der Reflexion und Diskussion, zumal mit ägyptischen<br />

Partnern, und der Revision zu öffnen.<br />

Tatsächlich stehen hier substantielle Forschungsaufgaben an. Der ganze<br />

Komplex des "Orientalismus" und der kolonialen Vergangenheit Ägyptens<br />

wurde in der Forschung einseitig mit Blick auf den britischen, allenfalls noch<br />

den französischen Anteil thematisiert. Die Rolle der deutschen Länder bleibt<br />

demgegenüber weitgehend unbeleuchtet - und ist doch bereits jetzt als eine<br />

Position ganz eigener Art erkennbar. Ebenso steht als Aufgabe an, die erneut<br />

einseitig auf Europa gerichtete Perspektivierung der kritischen Diskussion<br />

zu korrigieren und wesentlich auch ägyptische Beiträge und ägyptische<br />

Attitüden, zumal zu den Denkmälern der pharaonischen Vergangenheit und<br />

ihrer Erforschung, in den Blick zu rücken.<br />

An der Abteilung Kairo ist das Projekt zur "Geschichte des DAI Kairo im<br />

Spannungsfeld deutscher politischer Interessen" unmittelbar mit diesem<br />

Fragenkomplex befasst. In der erstmaligen Aufarbeitung bislang unbekannten<br />

Aktenmaterials werden hier Zusammenwirken und Antagonismen politischer<br />

und wissenschaftlicher Interessen und Akteure transparent.<br />

Darüber hinaus verfügt die Abteilung Kairo über bedeutende wissenschaftshistorische<br />

Archivbestände, insbesondere mehrere Tagebücher früher Ägyptenreisender<br />

(Schäfer, Westcar, Meyerhof). Die Abteilung verfolgt deshalb<br />

wissenschaftsgeschichtliche Editionsprojekte, deren Ziel es ist, diese Materialien<br />

verfügbar zu machen und auszuwerten. In enger Kooperation mit der<br />

Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und den Staatlichen<br />

Museen Berlin ist sie weiter bestrebt, diese Editionstätigkeit auch auf<br />

die Anfänge der deutschen Archäologie in Ägypten um die Mitte des 19. Jhs<br />

(Preußische Expedition nach Ägypten) auszudehnen.<br />

Ein wesentlicher Aspekt gerade dieses Forschungsgebietes ist es, die Thematik<br />

im wissenschaftlichen Diskurs in Ägypten zu verankern. Hier bieten<br />

Vortragsveranstaltungen und Tagungen die Möglichkeit, Reflexionsprozesse<br />

in der ägyptischen wissenschaftlichen Gemeinschaft (das heißt ebenso bei<br />

ägyptischen Kollegen sowie den in Ägypten ansässigen ausländischen Wissenschaftlern<br />

und Forschungsinstituten) anzustoßen und den konstruktiven<br />

Austausch über die potentiell durchaus kontroverse Deutung der Ursprünge<br />

und Entwicklung der europäischen archäologischen Tätigkeit in Ägypten zu<br />

initiieren.<br />

Durch diese Tätigkeiten leistet die Abteilung Kairo ebenso einen Beitrag zu<br />

substantieller, gerade auf die Verfügbarmachung von neuem Quellenmate-

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