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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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mus, wie auch das räumliche Verhältnis zwischen Siedlung und Nekropole,<br />

die hier einander ungewohnt nahe kommen, ins Zentrum stellen.<br />

a 4) Planvervollständigung<br />

Es geht bei keiner dieser Frage um einfache Planvervollständigungen.<br />

Elephantine ist geeignet, andernorts vergebene Chancen der ägyptischen<br />

Archäologie auszugleichen. Als ein Beispiel kann hier die ausgedehnte<br />

königliche Anlage des frühen Alten Reichs im Umfeld der<br />

kleinen Stufenpyramide von Elephantine gelten: Derartige Pyramiden<br />

gab es an mehreren Provinzzentren der 3. und frühen 4. Dynastie –<br />

die dazugehörigen Baubestände sind jedoch andernorts kaum erhalten<br />

und auch auf Elephantine erst unvollständig erforscht.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 379<br />

b) Das Bezugsnetz von Funden und Befunden:<br />

Der zweite Teil der Arbeiten konzentriert sich darauf, die außergewöhnlichen<br />

Erhaltungsbedingungen zur Rekonstruktion von Lebenswelten<br />

zu nutzen. Anders als es in einer Nekropole häufiger der Fall<br />

ist, können in einer Siedlung nur ganz selten Funde in situ geborgen<br />

werden. Die emische Hauptmotivation von Fundablagen in einer Siedlung<br />

ist nicht die funktionale Nutzung sondern die Entsorgung – die<br />

regelhaft eher entfernt als nahe der ursprünglichen Nutzung liegt. Die<br />

Arbeit an Siedlungsfunden ist somit primär eine Rekontextualisierung<br />

des Fundgutes, weniger die Bearbeitung geschlossener Funde. Erst<br />

das Verteilungsmuster eines bestimmten Fundgutes in der Siedlung<br />

verleiht der Präsenz oder dem Fehlen im Einzelbefund Relevanz.<br />

b 1) Aufarbeitung von Alt- und Neufunden<br />

Der Aufarbeitung von Alt- und Neufunden ist eine ungemein anspruchsvolle<br />

Herausforderung und wird mit großem personellen Aufwand<br />

vorangetrieben. Anhand der parallel verlaufenden Bearbeitung<br />

des Fundgutes (Schriftträger, Keramik, Textilien, Verwaltungshinterlassenschaften<br />

wie Siegelverschlüsse, Gerätschaften aus Stein und<br />

Silex, Fundgut aus Holz, Metall, Lehm und Leder et al.) wird es möglich<br />

sein, über die geringe Anzahl von scheinbar in situ befindlichen<br />

Objekten hinaus die feinen Nuancen der Verschiebung von Phänomenen<br />

in Zeit und Raum nachzugehen. Spätneolithische bis frühislamische<br />

Kulturformationen müssen erst auf dieser Ebene<br />

wiedergewonnen werden, bevor sie innerhalb und außerhalb Ägyptens<br />

in Bezug mit anderen Plätzen gesetzt werden können.<br />

Das außerordentlich reizvolle Ziel ist es hierbei, das Fundmaterial als<br />

Indikator zeitlich vorangehender Symptome für bestimmte, später<br />

ereignisgeschichtlich zutage tretende Entwicklungen heranzuziehen<br />

und auch die Nachwirkungen inhaltlich zu klären. So kann in unterschiedlichsten<br />

Bereichen die Verschiebung von Wertigkeiten und Tendenzen<br />

in der Provinz aufgezeigt werden, bevor schließlich der<br />

Zentralstaat der Pyramidenzeit für alle sichtbar implodiert. Die materielle<br />

Kultur der früharabischen Zeit andererseits ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, wie trotz gravierender Veränderungen der Rahmenbedingungen<br />

die lokalen Kulturausbildungen noch mehrere Generationen lang<br />

ihre Wurzeln in der späten Kaiserzeit erkennen lassen – und demnach<br />

im Alltag der Wandel wohl deutlich langsamer und vielschichtiger vor<br />

sich ging.

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