30.12.2013 Aufrufe

Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

stehen Heiligtümer und Fragen zur rituellen Praxis im Mittelpunkt dieser<br />

archäologischen Forschungen.<br />

Seit den 1960er Jahren wurden in Baktrien mehrere Tempel aus hellenistischer<br />

Zeit und der anschließenden Kušanzeit ausgegraben. Die<br />

bekanntesten sind der Oxus-Tempel im Süden Tadschikistans und die<br />

Heiligtümer in Ai Khanum im Norden Afghanistans. Doch der Charakter<br />

dieser Kultorte konnte weder durch eine Analyse der Bauformen<br />

und Raumstruktur noch durch eine Auswertung der spärlichen literarischen<br />

und epigraphischen Überlieferung befriedigend beschrieben<br />

werden. In dieser Hinsicht verspricht eine Untersuchung der zahlreichen<br />

dort gefundenen Weihgaben bessere Ergebnisse.<br />

Ausgehend von den Funden aus dem Oxus-Tempel im heutigen Tadschikistan,<br />

der als einziger Kultbau Baktriens von der hellenistischen<br />

bis in die Kušanzeit genutzt wurde, wird die Votivpraxis an anderen<br />

baktrischen Kultorten untersucht. Was wurde den dort verehrten Göttern<br />

geweiht? Welche Hinweise geben die Weihgaben auf die Zusammensetzung<br />

der jeweiligen Kultgemeinden? Wo wurden die Votive<br />

aufgestellt und wie wurden sie später deponiert? Sind Unterschiede<br />

zwischen den einzelnen baktrischen und zu den Heiligtümern im Mittelmeerraum<br />

zu erkennen? In welchem Maße orientierten sich die<br />

Weihsitten des 3. und 2. Jhs. v. Chr. an iranischen Traditionen? Und<br />

spiegelt sich der für andere Aspekte der Kultur nachgewiesene griechische<br />

Einfluss auch in der Votivpraxis wider? Außerdem wird die<br />

Entwicklung der Weihgebräuche bis zum Ende des 3. Jhs. n. Chr. untersucht.<br />

Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie sich der politisch-gesellschaftliche<br />

Wandel im Zuge der Eroberungen Baktriens<br />

durch die nomadischen Yüeh-chi um 130 v. Chr. auf die religiösen<br />

Vorstellungen ausgewirkt hat. Das Ziel ist es, am Beispiel der Votivpraxis<br />

die Ausprägung der griechisch-orientalischen Mischkultur in<br />

Baktrien zu beleuchten und ihre Transformation unter nomadischem<br />

Einfluss zu verfolgen.<br />

Die Arbeit an dem am 1.10.2006 begonnenen Forschungsprojekt wird<br />

vom 1.3.2008-28.2.2009 unterbrochen.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

Das antike Baktrien wurde um 329/328 v. Chr. durch die Truppen<br />

Alexanders des Großen erobert und erfuhr in der Folge kulturellen<br />

Verschmelzungsprozesse, die als "Hellenisierung" oder "Akkulturation"<br />

bezeichnet werden. Während man die gegenseitige Beeinflussung<br />

von iranisch-baktrischer und griechischer Kultur bislang vor<br />

allem auf dem Gebiet der Kunst untersucht hat, stehen bei diesem<br />

Forschungsprojekt Heiligtümer und Fragen zur rituellen Praxis im<br />

Mittelpunkt.<br />

Projektlaufzeit<br />

Bis 2011<br />

Betreuung<br />

Dr. Gunvor Lindström<br />

Kooperationspartner<br />

Dipl. Arch. Anželina Družinina, Achmadi-Doniš-<strong>Institut</strong> für Geschichte,<br />

Archäologie und Ethnographie, Akademie der Wissenschaften<br />

Tadschikistans, Dušanbe<br />

Finanzierung<br />

DFG<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 353

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!