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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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chenland einzigartiger Befund: die Überreste von acht hölzernen Wagenrädern<br />

mit eisernen Radreifen, die allem Anschein nach als Votive<br />

an die Holzsäulen des archaischen Tempels gehängt worden waren,<br />

sowie der Westgiebel in Sturzlage.<br />

Es gibt Indizien dafür, dass unter dem Südtempel mindestens vier<br />

Vorgängerbauten liegen, die über die ‚Dunklen Jahrhunderte’ hinweg<br />

bis in die mykenische Epoche der Späten Bronzezeit zurückreichen.<br />

Die ‚Dunklen Jahrhunderte’ stellen eine der interessantesten Epochen<br />

der griechischen Kulturgeschichte dar. Galten sie lange als Zeit des<br />

Niedergangs und der Stagnation nach dem Untergang der mykenischen<br />

Palastkultur um 1200 v. Chr., so bieten nun neuere Entdeckungen,<br />

vor allem die der Nekropole von Lefkandi auf Euböa, klare<br />

Indizien dafür, dass sie keineswegs überall so dunkel waren, wie bisher<br />

angenommen, und dass eine Reihe von für den Aufstieg der griechischen<br />

Kultur im weiteren Verlauf des 1. Jt. v. Chr. grundlegende<br />

Voraussetzungen bereits in den ‚Dunklen Jahrhunderten’ gelegt wurden.<br />

Wir kennen inzwischen einige Nekropolen und Siedlungen aus<br />

dieser Zeit, auf dem griechischen Festland aber bisher noch keine<br />

Heiligtümer. Die Grabungen unter dem Südtempel des Heiligtums von<br />

Kalapodi bieten daher eine einzigartige Gelegenheit, wesentliche Aufschlüsse<br />

über die Entwicklung von Kult und Religion im Mittelgriechenland<br />

über die ‚Dunklen Jahrhunderte’ hinweg sowie über die<br />

Ursprünge des dorischen Tempels zu gewinnen und damit einen wichtigen<br />

Beitrag zur Aufhellung der sog. Dunklen Jahrhunderte zu leisten.<br />

Die Grabungskampagnen 2004-2008 haben diese Hoffnungen<br />

entschieden gestärkt. Unter dem archaischen Südtempel konnten bereits<br />

zwei Vorgängerbauten untersucht werden, ein spätgeometrischer<br />

bis früharchaischer Apsidentempel des späten 8. bis frühen<br />

6. Jhs. v. Chr. mit Fragmenten einer einzigartigen, eine Schlacht darstellenden<br />

Wandmalerei und ein geometrischer Tempel des<br />

8. Jhs. v. Chr., in dem bei seiner rituellen Bestattung für den Neubau<br />

des Apsidentempels zahlreiche Weihungen niedergelegt wurden: Waffen<br />

wie eiserne Schwerter und Lanzenspitzen, Schmuck wie Nadeln,<br />

Fibeln und Anhänger aus Bronze, Halsketten aus Bronze- und Fayenceperlen,<br />

eine importierte nordsyrisch/späthethitische Bronzeschale.<br />

Außerdem fanden sich Indizien dafür, dass die Geschichte des<br />

Heiligtums weiter zurückreichte als bisher angenommen, mindestens<br />

bis in die mykenische Palastzeit des 14.-13. Jhs. v. Chr., möglicherweise<br />

sogar bis in die mittelhelladische Periode (19.-18. Jh. v. Chr.)<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

Das Heiligtum weist eine in dieser Form bisher auf dem griechischen<br />

Festland noch nicht nachgewiesene Kultkontinuität von mindestens<br />

dem 14. Jh. v. Chr. bis zur römischen Kaiserzeit auf und<br />

bietet eine einzigartige Gelegenheit, Kontinuität und Wandel in einem<br />

griechischen Heiligtum über einen so langen Zeitraum hinweg<br />

zu untersuchen. Außerdem weist es zahlreiche Votiv-<br />

Niederlegungen in site auf und stellt deshalb eine einzigartige archäologische<br />

Quelle für Kult und Ritual dar.<br />

Projektlaufzeit<br />

Grabungen bis 2013, anschließend Publikation<br />

Betreuung<br />

Prof. Dr. Wolf-Dietrich Niemeier<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 211

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