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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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Eurasien-Abteilung<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 60<br />

1) Vorbemerkung<br />

Durch das immens große Arbeitsgebiet der Eurasien-Abteilung wird eine ebenso<br />

große Vielfalt archäologischer Forschungen nahe gelegt. Tatsächlich würde<br />

eine Schwerpunktsetzung in bloß regionaler oder zeitlicher Hinsicht den Horizont<br />

verengen, anstatt seine gerade erfolgte Öffnung zu nutzen. Denn die wissenschaftlichen<br />

Möglichkeiten, die sich der Forschung in den Ländern der<br />

ehemaligen Sowjetunion, der Mongolei, China und Japan heute bieten, gilt es<br />

in Kooperation mit den Wissenschaftlern in unseren Gastländern zu nutzen<br />

und auszubauen. Umgekehrt bedürfen aber die einzelnen Forschungen und<br />

Grabungsprojekte einer gemeinsamen inhaltlichen Perspektive, die sie nicht<br />

nur untereinander verbindet, sondern auch gegenüber den Kulturwissenschaften<br />

insgesamt öffnet. Da Eurasien bei der Gründung der Abteilung nicht geographisch,<br />

sondern als historisch gewachsener Kulturraum verstanden wurde,<br />

muss der wissenschaftliche Schwerpunkt kulturgeschichtlich definiert sein.<br />

Gerade die Größe des Arbeitsgebiets eröffnet in besonderer Weise die Chance,<br />

die Dynamiken in der Wechselwirkung zwischen sozialen Prozessen bzw. Organisationsformen<br />

und technischen Innovationen in den Alten Kulturen des<br />

Doppelkontinents archäologisch zusammenhängend zu untersuchen. Denn<br />

wenngleich nicht alle, so hatten doch die meisten technischen und sozialen<br />

Umbrüche in der Prähistorie bzw. der Antike Konsequenzen für große Teile Eurasiens,<br />

dessen hauptsächliche Kommunikationsachsen immer west-östlich<br />

ausgerichtet waren. Es ist für die technischen Innovationen im eurasischen<br />

Raum gegenüber anderen Kontinenten kennzeichnend, dass sie durch einen<br />

relativ raschen Wissenstransfer verbreitet wurden.<br />

Die Fokussierung unserer Forschungen auf die Zusammenhänge zwischen sozialen<br />

und politischen Verhältnissen und neuen Techniken ergab sich im Jahre<br />

2004 zwanglos aus bereits bestehenden oder gerade begonnenen Forschungsprojekten<br />

der Abteilung, welche auf Techniken frühbäuerlicher Lebensweise,<br />

Formen der Metallverarbeitung und des Töpferhandwerks konzentriert sind.<br />

Zugleich eröffnete sie die Perspektive, an aktuelle Diskussionen über die Kulturgeschichte<br />

der Technik bzw. von Techniken in der Archäologie und in anderen<br />

Kulturwissenschaften anzuknüpfen. Es geht dabei nicht um eine<br />

traditionelle Fortschrittsgeschichte der technischen Erfindungen, sondern um<br />

die Bedeutung der Techniken in und für kulturelle Systeme. Zwar beschäftigt<br />

sich die Archäologie seit jeher mit technischen Innovationen, und die prähistorische<br />

Archäologie hat daran sogar ihr "Dreiperiodensystem" entwickelt, doch<br />

erst in jüngerer Zeit ist eine intensivierte Auseinandersetzung mit Techniken<br />

und ihren sozialen und symbolischen Implikationen festzustellen. Dabei hat<br />

man versucht, verschiedene Ebenen der historischen Bedeutung der Technik(en),<br />

etwa "practical" und "prestige technologies" oder kulturkonstitutive,<br />

kulturgeschichtliche und anthropologische Funktionen von Techniken zu unterscheiden.<br />

So vielfältig die Perspektiven und methodischen Zugriffe kulturwissenschaftlich<br />

orientierter Technikgeschichte im Einzelnen auch sind (vgl.<br />

Literaturauswahl), so treffen sie sich doch darin, dass die Funktionsweise eines<br />

Gerätes nicht nur eine bloß technische ist, sondern eine soziale und symbolische<br />

Dimension besitzt. Techniken verweisen letztlich auf Denkformen. Landwirtschaft<br />

und Tierzucht sind komplexe Produktionsformen, die auf einer

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