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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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B VIII Abteilung Madrid<br />

1 Forschungsschwerpunkte<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 256<br />

1) Migration und Akkulturation<br />

a) Neolithisierung<br />

a 1) Neolithisierung der atlantischen Küstenregion: Sizandro - Alcabrichel<br />

Innerhalb des durch Sondermittel geförderten Projektes „Sizandro -<br />

Alcabrichel. Zwei kupferzeitliche Siedlungskammern im Vergleich“<br />

(s. u.) wurden im Jahr 2006 im Tal des Rio Sizandro bei dem Ort<br />

Benfica (Torres Vedras) Kernbohrungen bis in eine Tiefe von 24 m<br />

sowie 2008 bei dem Ort Coutada bis in 28 m Tiefe niedergebracht.<br />

Die interdisziplinäre paläoökologische Auswertung ergab u. a., dass in<br />

der Region seit etwa 6300 v. Chr. Ackerbau betrieben worden sein<br />

muss, wofür bisher kaum archäologische Nachweise vorliegen. Die<br />

Ergebnisse der sedimentologisch-bodenkundlichen Untersuchungen,<br />

Pollenanalysen, sowie die Analyse pflanzlicher Großreste sowie von<br />

Mikrofossilen liefern jedoch eindeutige Belege. Archäologisch liegen<br />

bisher nur wenige Keramikfunde, eine Scherbe in Küstennähe, die<br />

von M. Kunst und L. Trindade 1990 publiziert wurde, sowie weitere<br />

Scherben aus der von K. Spindler in den Madrider Beiträgen veröffentlichten<br />

Höhle „Cova da Moura“ vor.<br />

Es ergibt sich hier eine methodisch sehr spannende Situation. Wie<br />

schon im <strong>Forschungsplan</strong> 2005 berichtet wurde, hatte das langjährige<br />

Küstenforschungsprojekt der Abteilung Madrid des DAI gezeigt, dass<br />

sich die Landschaften der Iberischen Halbinsel in den meeresnahen<br />

Flusstälern seit dem Neolithikum stark verändert haben. Ab dem<br />

5. Jt. v. Chr. waren im Zuge der Flandrischen Transgression Meeresbuchten<br />

entstanden, die durch einen wohl überwiegend anthropogen<br />

induzierten Sedimentationsprozess, der bis heute anhält, wieder aufgefüllt<br />

wurden. Durch die Überschwemmungen und die damit verbundenen<br />

Auensedimentationen sind vermutlich heute die<br />

neolithischen Siedlungsplätze in Küstennähe verschüttet. Das führte<br />

in der früheren Forschung zu der Vorstellung, die Menschen hätten in<br />

Höhlen gelebt, da die einzigen Fundplätze aus Höhlen bekannt waren,<br />

man sprach von einer ‚Grottenkultur’. Seit etwa 20 Jahren sind in<br />

Portugal im Gebiet der Mündung des Rio Mondego sowie im Gebiet<br />

der alentejanischen Küste bei Sines und im Algarve einige Plätze mit<br />

frühneolithischen Funden bekannt. Ihre chronologische Stellung beruhte<br />

bisher vorwiegend auf typologischen Argumenten. Aus der Umgebung<br />

von Sines, im Vale Pincel, wurden 14C-Daten veröffentlicht,<br />

die später sehr kontrovers diskutiert wurden.<br />

In den kommenden Jahren werden für die Neolithikum-Forschung<br />

dieses Projektes Gelder benötigt, für die eine Drittmittelfinanzierung<br />

vorgesehen ist. Entsprechende Anträge sind in Vorbereitung.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

Voraussichtlich ist durch unser interdisziplinäres Projekt, das sich<br />

auf eine Kleinregion konzentriert, hier ein Fortschritt zu erzielen.<br />

Wir werden versuchen, durch die Rekonstruktion der holozänen<br />

Landschafts – nach Möglichkeit anhand von GIS-gestützten Re-

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