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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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ergeben: Die aus Lehmziegeln errichteten Oberbauten weisen meist in<br />

ihrem durch einen kleinen Torbau nach Osten hin geschlossenen Hof eine<br />

Schachtgrabanlage auf. Nach Westen öffnet sich eine kleine, einst<br />

wohl mit einem Tonnengewölbe gedeckte Kapelle, in welcher sich eine<br />

steinerne, dekorierte Grabstele des oder der Besitzer befand. Dieser<br />

Raum war eindeutig rituellen Handlungen für die in den Kammern der<br />

Schachtanlage Bestatteten vorbehalten.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 389<br />

Das pattern beinhaltet ein weiteres Phänomen: In unmittelbarer Nähe,<br />

aber außerhalb der erwähnten Graboberbauten befinden sich weitere<br />

Schachtgrabanlagen, die wegen ihrer Position im Gelände und ihrer Nähe<br />

zueinander auch in alter Zeit sicher nie ihre „eigenen“ Graboberbauten<br />

besaßen. Eine Reihe von archäologischen wie architektonischen<br />

Befunden lässt im Grunde nur eine Interpretation zu, nach welcher sich<br />

die Angehörigen der in diesen Gräbern bestatteten Personen ebenfalls<br />

der Graboberbauten in ihrer Nähe als „Kultbühne“ bedienen konnten.<br />

Hier wurden demnach die in dieser Welt vorhandenen Beziehungs- und<br />

Kommunikationsebenen größerer Personenkreise strukturell sowohl in<br />

nachtodliche Daseinsräume umgesetzt wie auch für den Kult der Angehörigen<br />

an den Verstorbenen übernommen.<br />

In den Jahren 1993 bis 2000 wurde das zweite Hauptanliegen der Unternehmung<br />

verfolgt: erstens die Frage nach der Lokalisierung der Königsgräber<br />

der Zweiten Zwischenzeit in Dra‘ Abu el-Naga. Durch die<br />

Funde dreier hölzerner, z.T. vergoldeter Königssärge aus dem Ende dieser<br />

Periode, welche durch Grabraub zwischen den Jahren 1827 und 1847<br />

in Dra’ Abu el-Naga bekannt wurden und schließlich in europäische Museen<br />

gelangten, war seit langem klar, dass sich hier zumindest einige<br />

der königlichen Bestattungsanlagen dieser Zeit befunden haben müssen.<br />

Unbekannt waren hingegen die exakte Lage und die Architektur dieser<br />

königlichen Grabanlagen, welche aufgrund ihrer zeitlichen Stellung als<br />

unmittelbare Vorläufer der Königsgräber des Neuen Reiches zu gelten<br />

haben. Nach ausgedehnten Begehungen wurde 1993 ein riesiger Doppelgrabkomplex<br />

unterhalb der Hügelspitze von Dra‘ Ab el-Naga als ein<br />

lohnendes Objekt für die Verfolgung dieser Fragestellung bestimmt: die<br />

schieren Dimensionen der Grabanlagen mit ihren gewaltigen, aus dem<br />

Felsen gearbeiteten Doppel-Vorhöfen, ihre Position unterhalb der Hügelspitze,<br />

ihre Ausrichtung im Gelände und letztlich die architektonische<br />

Konzeption ihrer inneren Felsräume schlossen schon früh eine Interpretation<br />

als private Grabanlagen aus. In den Ausgrabungen des ersten,<br />

nördlichen Grabes ergab sich allerdings bald, dass es sich bei diesem<br />

Komplex mit Sicherheit nicht um Grabanlagen aus der Zweiten Zwischenzeit,<br />

sondern um solche aus der frühen 18. Dynastie handelt. Eine<br />

ganze Reihe von Indizien scheint nun dafür zu sprechen in dieser ersten,<br />

K93.11 genannten Grabanlage das einst vom zweiten Herrscher der<br />

18. Dynastie, Amenophis I., angelegte und bislang verschollene Königsgrab<br />

zu sehen. Die aufwändige spätere Neunutzung dieser und der benachbarten<br />

Grabanlage während der ausgehenden Ramessidenzeit ist<br />

Inhalt eines eigenen Projektes (siehe: Untersuchung der Doppelgrabanlage<br />

K93.11/K93.12 in Dra Abu el-Naga, Theben-West)<br />

Nach dem vorläufigen Abschluss der Ausgrabungsarbeiten an und in der<br />

Grabanlage K93.11 wurde zu Beginn des Jahres 2001 die Suche nach<br />

den Überresten der Königsgräber der Zweiten Zwischenzeit in einem neu<br />

definierten Areal („H“) näher am Fuß der Hügel von Dra‘ Abu el-Naga<br />

wieder aufgenommen. Für die Festlegung der genaueren Position dieses<br />

Areals waren einerseits die Erwähnung von zwei Königsgräbern dieser

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