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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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13) Siedlungsgeschichte des Fundplatzes Tell el-Farain / Buto<br />

Der fast 1km 2 großen Siedlungshügel von Buto (heute Tell el-Fara’in)<br />

liegt in der Schwemmebene des nordwestlichen Nildeltas und bietet<br />

mit seiner mehrere Jahrtausende umfassenden Geschichte die Möglichkeit,<br />

die Entwicklung eines Ortes von einem prähistorischen Dorf<br />

zu einer römischen Stadt in einer Region zu verfolgen, deren naturräumliche<br />

Gegebenheiten vollständig vom Nil bestimmt werden und<br />

entsprechende Veränderungen unmittelbare Auswirkungen auf die<br />

Siedlungsgeschichte haben.<br />

Trotz zahlreicher Erwähnungen Butos in schriftlichen Quellen war der<br />

Ort archäologisch bis in die jüngere Zeit weitgehend unbekannt. Die<br />

heute noch sichtbaren Ruinen sind vornehmlich ptolemäisch/römischen<br />

Datums und auch die ersten Grabungen von<br />

C.T. Currelly 1904 und 1964-1969 durch M.V. Seton-Williams und<br />

D. Charlesworth legten vor allem ptolemäisch/römische Siedlungsreste<br />

und lediglich im Tempelbereich auch einige frühere, saitische Befunde<br />

frei. Eine zu vermutende frühere Besiedlung blieb jedoch völlig<br />

im Dunklen. Um diese Frage zu klären und vor allem die Existenz einer<br />

prä- und frühdynastischen Besiedlung zu prüfen, begann das DAI<br />

unter Leitung von Th. von der Way 1983/84 mit Untersuchungen, die<br />

einen den Ausgrabungen vorausgehenden Survey mittels Bohrungen<br />

und ein vom Geographischen <strong>Institut</strong> der Universität Marburg durchgeführtes<br />

Projekt zur holozänen Landschaftsentwicklung im westlichen<br />

Nildelta einschlossen.<br />

Im Zuge dieser Arbeiten und den nachfolgenden Ausgrabungen wurde<br />

nicht nur die bis dahin nur aus Fundorten in der Umgebung von Kairo<br />

bekannte chalkolithische unterägyptische Maadi-Kultur des 4. Jts.<br />

erstmals im Nildelta identifiziert, das bis dahin als weitgehend unbesiedelbare<br />

Sumpflandschaft galt. In der materiellen Kultur der Siedlung<br />

konnte auch ein während der zweiten Hälfte des 4. Jts. ständig<br />

wachsender Einfluss der oberägyptischen Naqada-Kultur festgestellt<br />

werden, der bis gegen Ende des Jahrtausends zu einer vollständigen<br />

Übereinstimmung mit dem Material aus oberägyptischen Fundorten<br />

führte. Damit wurde erstmals archäologisch belegt, dass die sog.<br />

Reichseinigung, das Verschmelzen von Ober- und Unterägypten zu<br />

einem gemeinsamen frühdynastischen Staat, nicht das Ergebnis eines<br />

singulären militärischen Ereignisses unter Narmer war, sondern ein<br />

längerer Prozess der kulturellen Überlagerung und Assimilation. Für<br />

die frühdynastische Zeit wurde schließlich ein größerer, wohl administrativ<br />

genutzter Gebäudekomplex angegraben, der mit der aus<br />

Schriftquellen bekannten Bedeutung Butos in dieser Zeit in Verbindung<br />

gebracht wurde. Die Ausgrabungen verdeutlichten aber auch die<br />

Schwierigkeiten, die sich einer Erkundung der frühen und frühesten<br />

Besiedlung entgegenstellen. Abgesehen von der Überlagerung durch<br />

mächtige Schichten späterer Zeit, liegen die vorgeschichtlichen Siedlungsreste<br />

unter dem heutigen Grundwasserspiegel und sind nur<br />

durch den Einsatz von Pumpen zu erreichen, was die mögliche Größe<br />

der Grabungsflächen beträchtlich beschränkt. Trotz dieser Probleme<br />

ergaben die Grabungen einen ersten Eindruck von der prädynastischen<br />

Siedlung, die mit einer Bebauung aus leichten Hütten und ihrer<br />

materiellen Kultur große Ähnlichkeiten zu der Siedlung in Maadi aufweist.<br />

Obwohl im Gegensatz zu Maadi importierte Objekte und Materialien<br />

in Buto weitgehend fehlen, fanden sich bei der Fortsetzung der<br />

Grabungen in den 1990er Jahren durch D. Faltings jedoch auch hier<br />

Hinweise auf die Anwesenheit von chalkolithischen Bevölkerungs-<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 411

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