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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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B X<br />

Eurasien-Abteilung<br />

1 Einzel- und Grundlagenforschung<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 316<br />

1) Cluster 1: Von der Sesshaftigkeit zur komplexen Gesellschaft: Siedlung,<br />

Wirtschaft, Umwelt<br />

a) Ausgrabungen in Aşağı Pınar, Türkisch-Thrakien: zum Beginn bäuerlicher<br />

Lebensweise an der Schwelle vom Orient zum Okzident<br />

Seit 1993 wird der ca. 3 m hohe neolithische Siedlungshügel von<br />

Kırklareli-Aşağı Pınar im europäischen Teil der Türkei in Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Deutschen Archäologischen <strong>Institut</strong> und dem <strong>Institut</strong><br />

für Vorgeschichte der Universität Istanbul archäologisch<br />

untersucht. Mit nahezu 4000 m 2 ergrabener Fläche zählt der unweit<br />

eines Quellaustrittes gelegene Fundplatz zu den am umfangreichsten<br />

dokumentierten prähistorischen Siedlungen Südosteuropas.<br />

Während der Schwerpunkt der ersten Kampagnen auf der mittel- und<br />

spätneolithischen Besiedlung lag, die mit den bulgarischen Stufen Karanovo<br />

III (Schicht 5) und IV (Schichten 2-4) synchronisiert werden<br />

kann, ruht der Fokus seit 2003 besonders auf der frühneolithischen<br />

Siedlungsgenese. Diese lässt sich momentan in drei Phasen gliedern,<br />

die sich für die beiden jüngeren Horizonte mit den Stufen Karanovo I<br />

und II Bulgarisch-Thrakiens, mit dem ältesten jedoch besonders mit<br />

dem west- und zentralanatolischen Mittel- und Spätneolithikum verknüpfen<br />

und somit unterschiedlich ausgerichtete Interaktionen erkennen<br />

lassen.<br />

Die Karanovo II-zeitliche Schicht 6 zeichnet sich durch eine verbrannte,<br />

im Halbrund angeordnete Baustruktur in Stampflehmbauweise mit<br />

hervorragender Befunderhaltung aus, die ihre deutlichsten Parallelen<br />

im westanatolischen Ilıpınar findet, jedoch über das Fundmaterial an<br />

den bulgarischen Raum angebunden werden kann. Auf einer Länge<br />

von über 50 m wurden bislang zehn aneinander gereihte Räume freigelegt.<br />

Fehlende Eingänge im Fundamentbereich, Pfostenspuren und<br />

Zwischendecken in Versturzlage deuten auf eine Mehrgeschossigkeit<br />

der Gebäude hin. Die unteren Räume scheinen dabei von oben über<br />

Leitern erschlossen worden zu sein. In den Gebäuden befanden sich<br />

zahlreiche Öfen, Herde, Lehmbänke und Plattformen sowie Silos und<br />

Gefäße, die eine immense Lagerkapazität belegen. Fund- und Befundkonzentrationen<br />

belegen weiterhin unterschiedliche Funktionszonen.<br />

Radikarbondaten datieren die Siedlung in das 57.-58. Jh. v. Chr.<br />

Schicht 7, die über dünnwandige, rot polierte und weiß bemalte Keramik<br />

mit der Stufe Karanovo I verbunden ist, wurde zwar durch die<br />

jüngere Besiedlung stark gestört, doch konnten auch hier Laufhorizonte<br />

und Reste von Gebäuden und Installationen dokumentiert werden.<br />

Bemerkenswert ist weiterhin ein lehmausgekleideter Graben, der<br />

die Siedlung offensichtlich nach Süden begrenzte und auch in der<br />

nachfolgenden Schicht 6 die Ausrichtung der Bebauung vorgab.<br />

Die bislang älteste Schicht 8 zeichnet sich durch das Fehlen bemalter<br />

Keramik aus und weist in einen Zeitraum vor 6000 v. Chr. Möglicherweise<br />

handelt es sich bei verschiedenen Steinsetzungen um Fundamentreste<br />

von rundlichen Behausungen. Die keramischen Funde<br />

deuten weiträumige Kontakte über Zentral- und Westanatolien bis in<br />

den Norden der Arabischen Halbinsel an.

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